Vor wenigen Tagen wurde unser kleiner Schatz zum ersten Mal von „jemand anderem“ als uns, seinen Eltern, betreut. Bisher waren immer Mama oder Papa da. Schon Tage vorher blickte ich etwas nervös auf den Tag, an dem ein wichtiger beruflicher Termin für mich und eine ungewohnte Situation für Junior anstanden. Wie es lief, erfahrt ihr in diesem Protokoll einer aufgeregten Mama.
Ein sattes und ausgeschlafenes Baby abzugeben …
In der vorletzten Woche war ein Tag für uns besonders aufregend: Mama hatte am Vormittag einen wichtigen Termin, in dem es um den beruflichen Wiedereinstieg nach der Elternzeit, die Kitaplatzsuche (ein Thema für sich) und aktuelle Geschehnisse auf Arbeit ging. Und Papa Junior musste arbeiten. Glücklicherweise bot sich unsere großartige Nachbarin an, auf den Kleinen aufzupassen.
Sie hat einen Sohn, der nur einen Monat älter als Junior ist und ist somit voll im Babymodus. Die beiden Babies haben sich schon häufiger gesehen und daduch ist dem Sohnemann auch unsere Nachbarin bekannt. Ich bin mit ihr auf einer Wellenlänge, vertraue ihr und weiß, dass sie zuverlässig ist. Und trotz dieser Traumbedingungen für ein erstes Mal ohne Mama oder Papa in der Nähe, war ich sehr aufgeregt.
Als ich den kleinen Sonnenschein (gestillt, ausgeschlafen und mit Trainerhöschen um den Popo) hoch zu unserer Nachbarin brachte und nach einigen Minuten und einer knuddligen sowie gut gelaunten Verabschiedung (bloß nicht anmerken lassen, dass ich nervös bin – Babies spüren das bekanntlich) zu meinem Termin flitzte, schwirrten diffuse Sorgen und Gefühle durch meinen Kopf. Mein Kopf verstand, dass ich nicht weit weg sein werde und im Notfall innerhalb einer Viertelstunde zurück wäre. Aber in Herz und Bauch kam diese Erkenntnis nicht an.
Alle drei Sekunden geht der Kontrollblick aufs Display …
Natürlich hatte ich mein Smartphone mitgenommen und eine extrem hohe Klingeltonlautstärke eingestellt, damit ich im lauten Berlin Friedrichshain auch ja nichts überhören kann. Auf dem Weg zu meiner Arbeit schaute ich geradezu im Minutentakt auf den Bildschirm des Gerätes, das nun meine Verbindung zu Junior darstellte. Ring, ring – zwei Nachrichten gingen ein. Von meiner Nachbarin. Die Frage, ob ich jetzt schon zurück muss, ging mir durch den Kopf. Doch es waren zwei Fotos von fröhlichen Babies und die Info, dass die Laune bisher super ist. Puuuuuh – mein aufatmen haben sicher alle U-Bahn-Fahrgäste gehört.
Beim Chef angekommen, erklärte ich ihm gleich, warum ich das Telefon heut mal ausnahmsweise nicht auf lautlos gestellt habe. Da er selbst eine kleine Tochter hat, konnte er dies glücklicherweise auch gut nachvollziehen. Das Gespräch lief gut und die Zeit raste nur so. Nach etwa einer Stunde schrieb ich meiner Nachbarin, dass ich mich jetzt langsam auf den Weg machen würde. Sie antwortete: Alles gut, kein Stress. Ich freute mich riesig und nutzte die Zeit, um das Gespräch über die berufliche Zukunft noch in Ruhe zu beenden.
Auf dem Heimweg gingen weitere Nachrichten bei mir ein: Junior ist erfolgreich von unserer Nachbarin abgehalten worden (was für ein Traum für Windelfrei-Eltern – die Babybetreuung geht sogar auf dieses Bedürfnis ein) und schläft nun friedlich. Was? ER SCHLÄFT? Unglaublich. Ich hätte Wetten darauf abgeschlossen, dass er nicht einschlafen wird, während ich weg bin. Selbst wenn er extrem müde ist, so dachte ich, wird die ungewohnte Situation und Umgebung dafür sorgen, dass der kleine Schatz nicht schläft. Wie ich mich getäuscht habe.
Und wieder hat Mama was gelernt …
Nach etwas über zwei Stunden war ich wieder da (zeitgleich als er erwachte – das ist Timing!), um den fröhlich strahlenden Junior wieder in meine Arme zu schließen. Aufatmen. Entspannen. Alles ist gut gegangen. Sogar besser als gut. Auch meine Babybetreuung war glücklich, dass der Kleine so entspannt und fröhlich war. Wobei dies natürlich auch daran lag, dass er sich bei ihr und dem kleinen Spielkameraden wohl fühlt. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen, in unmittelbarer Nähe jemanden zu haben, der auf meinen kleinen Sonnenschein aufpassen kann, ein Baby im gleichen Alter hat und mit dem ich mich so gut verstehe.
Ich habe an diesem Tag wieder einmal festgestellt, dass ich eben nicht weiß, wie sich Junior in einer neuen Situation verhält. Ich denke, es zu wissen, da wir doch so viel Zeit miteinander verbringen und ich seine Mama bin. Doch das ist ein Irrglaube. Ich weiß erst, wie es Junior mit und in einer neuen Situation geht und wie er sich verhält, wenn ich diese zugelassen habe. Alles davor ist nur eine Vermutung (wie beispielsweise mein felsenfester Glaube, er schlafe nicht bei meiner Nachbarin). Und ja, durch meine Erfahrung kann ich sogar mit dieser Vermutung richtig liegen. Aber das es auch ganz anders sein kann, hat mir mein Baby einmal mehr gezeigt.
Wie ging es euch, als ihr euren kleinen Schatz zum ersten Mal von jemand anderem als Mama oder Papa betreuen ließt? Oder habt ihr euch das noch nicht getraut, weil ihr das Gefühl habt, euer Kind ist noch nicht so weit? Ich bin neugierig und freue mich über eure Geschichten.