Es gibt einige Themen, die viele Mütter (und oftmals sicherlich auch die Väter) ein wenig mehr umtreiben als andere. Beispiele gefällig? Da wären das Schlafverhalten von Babys und Kleinkindern, die Beikosteinführung und das Essverhalten der Kleinen oder auch (vermeintliche) Auffälligkeiten wie vergleichsweise späte erste Schritte. Ebenfalls ein Quell schier unendlicher Grübelei und vieler Sorgen im Vorfeld ist wohl die Eingewöhnung in die Kita.
Nun betreue ich ja Junior noch immer zu Hause (doch wenn alles wie erhofft klappt, können wir uns ab Sommer 2018 über einen Platz in einer tollen Kita freuen – wie schwierig das in Berlin mit der Kitasituation ist, habe ich ja bereits in „Kitaplatz – dringend gesucht! oder: Über die aufreibende Suche nach liebevoller Betreuung fürs Kind“ berichtet). Dementsprechend weiß ich überhaupt nicht wie so eine Kita-Eingewöhnung in der Praxis abläuft.
Wie praktisch, dass der Sohn meiner lieben Nachbarn (wer hier häufiger reinliest, hat bereits häufiger von ihnen gelesen) nun ein Kita-Kind ist. Den Hauptteil der Eingewöhnung absolvierte der Papa vom süßen Racker (so nenne ich Juniors fast gleichaltrigen Freund ab jetzt einfach mal ganz frech). Und damit ich nicht so viele nervige Fragen stelle und er ausufernden Gesprächen mit mir entgeht, hat er sich tatsächlich bereit erklärt, den Ablauf der Eingewöhnung zu protokollieren.
Hier ist er nun also: Teil 1 des Protokolls eines Vaters rund um die Frage, wie eine Kita-Eingewöhnung in der Praxis funktioniert.*
Ein paar Fakten vor der Kita-Eingewöhnung
- Eingewöhnung in einer Kindertagesstätte durch den Vater
- Junge, 13 Monate alt
- Planung vor dem Kita-Start: Die ersten drei Tage wird jeweils eine Stunde zusammen mit dem Vater und der Bezugsbetreuerin versucht ein Vertrauensverhältnis auzubauen, am vierten Tag dann erste Phasen alleine in der Kita
- Vor der Eingewöhnung erhielten wir ein Hinweisblatt auf dem die 3 wichtigen Punkte für die Eingewöhnung aufgelistet sind:
- Sich einen Platz im Gruppenraum suchen, von dem aus ich dem Kind signalisiere: „Ich bin da!“
- Mein Kind die neue Umgebung erkunden lassen, ohne ihm direkte Spielangebote zu machen
- Es akzeptieren, wenn mein Kind meine Nähe sucht und es nicht drängen, sich von mir zu entfernen
Buchtipp für Eltern rund um den Kita-Start
Bevor mein geschätzter Nachbar, Papa Racker, gleich wieder übernimmt, möchte ich allen Eltern noch einen Buchtipp rund um das Thema Kita mit auf den Weg geben (in meiner Babybibliothek gibt es übrigens noch mehr davon):
Aylin Lenbet ist es gelungen, einen Ratgeber zum Thema Kinderbetreuung zu verfassen, der nicht belehrt oder bewertet. Was bei diesem sensiblen und teilweise gar heiklen Thema schon eine Leistung ist.
Fachlich fundiert stellt die Autorin die verschiedenen Betreuungsformen und pädagogischen Konzepte dar, erklärt was bei der Eingewöhnung wichtig ist und lässt immer wieder Eltern mit ihren Erfahrungen zu Wort kommen. Der Ratgeber begleitet bei der Suche nach der richtigen Einrichtung und hilft beim Abwägungsprozess. Toll finde ich, dass die Autorin Familien darin bestärkt, ihren eigenen individuellen Weg zu gehen.
Besonders spannend fand ich übrigens den Blick über die Landesgrenze hinaus in andere Nationen. Wie sieht es in Frankreich, Schweden oder Japan mit der Kinderbetreuung aus?
So lief der erste Tag in der Kita
Erster Tag, Mittwoch:
- Zunächst wird mein Junge durch die Kita geführt, alle Räumlichkeiten werden beschnuppert; der süße Racker nimmt bereits schon hier freudig die anderen Kinder, das neue Spielzeug und die neue Umgebung war – ohne einmal zu fremdeln
- Nach dem Rundgang sind wir in ein leeres Zimmer gegangen, allerdings mit zwei weiteren Kindern, damit die Bezugsbetreuerin unseren Kleinen beobachten und Blickkontakt mit ihm aufnehmen kann
- Fragen werden geklärt, z. B. rund um die Bereitschaft unseren Sohn mit Stoffwindeln zu wickeln (wie zu Hause), was bejaht wird
- Auch ein Thema ist das Essen: Die Kleinen essen mit Löffel und werden gefüttert, die Großen mit Gabel; getrunken wird entweder aus den eigenen Trinkgefäßen oder aus Schnabeltassen
- Nach einer halben Stunde „Fragerunde“ wird der Kleine mal gleich auf seine zukünftigen Best Buddies losgelassen und wir gehen in den großen Gemeinschaftsraum
- Ohne große Unsicherheiten geht es dort weiter, ab und zu der fragende Blick „Ist Papa auch noch da?“ und schon wird weitergespielt
- Schon am ersten Tag kann die Betreuerin gut Kontakt zu unserem süßen Racker aufnehmen, folgt ihm an seine Spielplätze, versucht ihm Sachen zu geben und bekommt auch welche geschenkt
- Der Höhepunkt ist das Spiel mit dem Telefon, das er freudig mitmacht
- Nach einer Stunde – ohne fremdeln, ohne weinen – werde ich gebeten mit dem Kleinen wieder zu gehen
- zwei andere etwas ältere Jungen kamen während der Spielzeit zu mir und gaben mir Legosteine, der eine nahm meine Hand und sagte „Papa“ 🙂
Anmerkung von Jana Patschehand: Ist das nicht der Wahnsinn? Nun kenne ich den Kleinen ja und weiß von seiner Kontaktfreudigkeit. Trotzdem finde ich diesen tollen Kita-Start bemerkenswert.
Tag zwei der Kita-Eingewöhnung
Zweiter Tag, Donnerstag:
- Entspannter Beginn des zweiten Kita-Tages; bei Ankunft gibt es gerade ein schönes Obstfrühstück, leider hat der Kleine gut gegessen und keinen Appetit
- Er ist der Einzige, der seinen Platz verlässt und spielen geht. Das ist allerdings okay so, da wohl alle Kinder sich zunächst ähnlich verhalten bis sie dann brav am Tisch sitzen
- Beim ersten Blickkontakt muss die Bezugsbetreuerin erst einmal breit grinsen, bevor dann Verstecke gespielt wird unter dem Inhouse-Klettergerüst
- Puh! Ich werde gebeten einen riesigen Fragebogen zu allen Verhaltensauffälligkeiten, Interessen, Familienumständen, Bezugspersonen unseres Kleinen auszufüllen.
- Der süße Racker traut sich jetzt auch schon ins Nachbarzimmer ohne mich, kommt dann allerdings relativ schnell schmollend zu mir zurück
- Das Spiel geht zwei-, dreimal so und dann ist die Stunde auch schon wieder vorbei
- arbeitsbedingt muss ich morgen leider einen Tag aussetzen und nach einem verlängerten Wochenende geht die Kita-Eingewöhnung erst am Montag weiter
Der dritte und vierte Tag in der Kita für den süßen Racker
Dritter Tag, Dienstag:
- Da der Montag durch Impfung und Stau nun doch nicht zum Kita-Tag wurde, geht die Eingewöhnung erst am Dienstg weiter
- Wir kommen diesmal in einen leeren Raum. Nur die Bezugsbetreuerin ist da, die anderen Kinder sind noch in einer gemeinsamen Morgenrunde mit den Großen
- Unser Sohn geht wieder gleich munter auf die Betreuerin zu, spielt mit ihr Murmelbahn, Telefon und mit Tierfiguren
- Immer wieder bringt er mir ein Spielzeug und geht dann wieder zur Betreuerin zurück
- Sie zeigt ihm einen Elefanten und sagt Elefant, worauf der Kleine mit „Elant“ antwortet!!!!
Anmerkung von Jana Patschehand: Die vier Ausrufezeichen des stolzen Papas vom süßen Racker ließ ich an dieser Stelle mal stehen 🙂
- Nach einer Weile kommen die anderen Kinder wieder und der Racker fühlt sich sichtlich wohl, er rennt auch in den Nachbarraum mit der Rutsche, spielt dort ein bisschen und kommt nach 5 Minuten ohne Papa wieder zurück als wäre nichts gewesen
- Mit Freude spielt der Kleine mit Luftballons, will am liebsten gleich zwei und klaut sie sich mal eben von anderen Kindern zusammen, worauf diese das Spiel erwidern. Was der Racker nicht ganz so lustig findet, wie die Variante zuvor.
Anmerkung von Jana Patschehand: Herrlich! Die Szene mit den Luftballons kann ich mir sehr bildhaft vorstellen. Es fühlt sich für mich beim Lesen fast so an, als wäre ich dabei gewesen.
- Am Ende gibt es den ersten kleinen Streit mit einem anderen Kind und der Kleine kommt heulend bei mir Schutz und Unterstützung suchen, die er wohl nicht auf die erhoffte Art und Weise bekommt…
- Im Anschluss ging es nochmal zum Klettergerüst – und schon ist die Stunde wieder um
- Die Betreuerin meint, dass es bisher sehr gut läuft. Am Donnerstag wird es die erste Trennung von 10 – 15 Minuten geben. Am Freitag kann der Kleine schon etwas früher kommen als sonst und an der Morgenrunde teilnehmen.
Vierter Tag, Mittwoch:
- Der vierte Tag beginnt wie die vorangegangenen
- Nach etwas Spielzeit macht sich das wenige Frühstück heute früh beim Racker bemerkbar: Er wird sehr quengelig, was sich nach einer Mahlzeit und einem Getränk deutlich bessert
- Nun traut sich auch wieder alleine in die anderen Räumlichkeiten und kommt eine Minute später weinend zu Papa zurück – mal gucken, ob das morgen was wird mit der Trennung …
- Zwischendurch entpuppt sich ein anderer Junge als der neue Messi und schießt Luftballons in Manier eines Großmeisters durch den Raum
- Es ist schon Interessant die verschiedenen Kinder zu sehen, die sich in Größe, Kopfgröße und Form, ihren Fähigkeiten und ihren Stimmungen, … doch sehr unterscheiden (Anmerkung von Jana Patschehand: Und ich finde diese Zeilen von Papa Racker sehr spannend. Wie oft haben Väter – zumindest im „klassischen“ Rollenmodell – schon die Möglichkeit derart in die Beobachterrolle zu gehen?)
- Zwischendurch schießt eine andere Betreuerin mit einem Tablet immer mal wieder Fotos. Diese werden täglich in einen Tagesbericht eingearbeitet, der im Vorraum ausgehangen wird. So erfahren die Eltern, was ihre Kinder heute so getrieben haben.
- Der Kleine wird gegen Ende der Kitazeit immer anhänglicher und sucht mich häufiger
- Seine Betreuerin weißt mich noch darauf hin, dass wir ihr bitte mitteilen sollen, wenn der Kleine schlecht geschlafen oder gegessen hat. So kann sie darauf reagieren.
- Highlight heute zum Abschluss: Der Besuch des Opas, der in der Kita als Hausmeister arbeitet. Unser Kleiner fremdelt erst mal auch mit Opa, weil er ihn schon eine Weile nicht gesehen hat. Dann aber schnappt Opa sich die Gitarre und spielt den Kindern was vor. Worauf diese freudig tanzen. Nach ein paar Minuten taut der Racker dann auch auf und spielt an der Gitarre mit.
Die erste Trennung am fünften Tag der Kita-Eingewöhnung
Fünfter Tag, Donnerstag (erste Trennung):
- Auch dieser Tag beginnt mit einem freudigen Jungen, der auf die anderen Kinder zuläuft
- Der Kleine ist allerdings zu Beginn etwas mehr Papa-anhänglich und versichert sich immer wieder, ob ich noch da bin. So als würde er schon ahnen, was heute noch auf ihn zukommt … (Anmerkung von Jana Patschehand: Wie heißt es so schön? Kinder nehmen Stimmungen ganz genau wahr. Vielleicht war der Papa auch ein kleines bisschen aufgeregt?)
- Nach einer halben Stunde kann es losgehen: Papa gibt seinem Racker einen dicken Schmatzer, sagt, dass er bald wieder da ist, übergibt ihn der Betreuerin und verschwindet so schnell wie möglich, um den Abschied nicht zu schwer zu machen.
- 10 – 15 Minuten sind angesetzt, in denen der Papa auf keinen Fall zurückkommen soll. Wenn es zu schlimm würde, kommt die Betreuerin mit dem Kleinen raus.
- Die Trennung findet unser Sohn natürlich gar nicht gut und er fängt an zu weinen
- Aber Papa sitzt draußen und wartet und wartet … 10 Minuten … 20 Minuten … und nach 25 Minuten werde ich wieder rein gebeten. Ich nehme ein weinendes Kind entgegen, das mich offensichtlich vermisst hat. Der Kleine lässt sich jedoch schnell wieder beruhigen
- Die Betreuerin berichtet auf Nachfrage, dass der süße Racker sich zwischendurch gut beruhigen ließ. Er hat im Bällebad gespielt, aus dem Fenster geguckt und mit den Holztierfiguren gespielt. Irgendwann hat er dann aber wohl doch gemerkt: „Moment mal, hier fehlt doch einer!“.
- Blöderweise hatte ich vergessen der Betreuerin den Schnuller mitzugeben. Damit hätte es vielleicht sogar noch ein bisschen länger geklappt (?) und die Betreuerin hätte ihn besser beruhigen können. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag (und bisher brauchte der Kleine keinen Schnuller während der Eingewöhnung)
- Als wir uns auf den Heimweg machen und draußen sind, geht er gleich zum Hinterhof. Dort spielen die älteren Kinder draußen. Etwa zwei Minuten betrachtet er sie beim Spielen. Und legt danach gleich mal eine neue persönliche Bestleistung in Dauerlauf aufs Parkett (ca. 200m).
Wie es nach der ersten Trennung an Kita-Tag fünf weiterging mit der Eingewöhnung des süßen Rabauken erfahrt ihr im Februar in Teil zwei des Protokolls. Ich hoffe sehr, dass ihr diesen Einblick in die ersten Tage der Kita-Eingewöhnung aus Papasicht genauso spannend fandet wie ich.
Wenn eure Kleinen bereits Kita-Kinder sind, interessiert mich brennend, wie eure ersten Tage bei der Eingewöhnung liefen. Papa Racker erlebte ja bisher, so mein Eindruck, recht angenehme und undramatische Tage in der Kita. Wenn euch, wie uns ja auch, der Kita-Start noch bevorsteht, dann verratet mir doch, ob ihr bisher auch so gar keine Vorstellung vom tatsächlichen Ablauf einer Eingewöhnung hattet. Und gern auch, ob dieser Artikel hilfreich für euch war 🙂
Um einige Erkenntnisse reicher grüßt euch
eure Jana
* Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links (welche allesamt mit * gekennzeichnet sind). Wenn ihr diesen folgt und ein Produkt kauft, dann erhalte ich eine kleine Provision dafür. Am Kaufpreis ändert sich dadurch natürlich nichts für euch. Ihr könnt euch darauf verlassen, dass ich nur Produkte verlinke von denen ich überzeugt bin.