* Dieser Beitrag enthält Werbung in Form der Nennung des Stoffwindel-Services „Windelei“ und Details zu diesem *
Sonja ist Co-Mama & Mompreneur. Und ihr zuzuhören lohnt sich nicht nur für Mamas, die ihre Elternzeit auch gern für eine berufliche Neuorientierung nutzen wollen.
Ehrlich, aber gut gelaunt erzählt Sonja von ihrem Weg zur Erfüllung ihres Kinderwunsches, veränderte Werte und Prioritäten nach Babys Geburt und Energiefresser im Mama-Alltag. Obendrauf gibt es dann noch Tipps von ihr rund um den Karriere-Neustart in bzw. nach der Elternzeit.
Locker und erfrischend lesen sich dabei ihre Antworten. Womit sie ja wohl perfekt zu Patschehand.de passt 🙂
Viel Lesevergnügen und Inspiration warten auf euch!
Kinderwunsch erfüllen ohne Partner: Co-Elternschaft
Jana Patschehand: Liebe Sonja, auf eine Art würde ich dich ja sozusagen als klassische Mompreneur bezeichnen. Mit der Geburt deines Sohnes begann deine berufliche Neuorientierung.
Doch bevor ich dazu eingehend befrage, möchte ich erst mal über dein Familienleben mit dir sprechen.
Du hast dir deinen Kidnerwunsch erfüllt. Und das ohne einen Partner, mit dem dich eine Liebesbeziehung verbindet. Du bist eine Co-Mama.
Für alle, die hier zum ersten Mal was über Co-Elternschaft lesen: Was ist das überhaupt? Und wie kam es dazu, dass du Co-Mama wurdest?
Sonja: Wie erkläre ich einer jungen Patschehand, wie sich Alter und Weisheit in einem ungewöhnlicheren Eltern-Konzept wiederfinden 😉
Also als fast alte Fregatte wusste ich, dass ich mal Mama sein möchte. Leider war mein damaliger Freund nicht von der Idee zu begeistern, bzw blieb (zu) lange sehr vage in der Entscheidungsfindung pro Kind.
Tja und wenn frau dann ne Entscheidung einfordert, ist dann meist die Beziehung schneller in Frage gestellt, als der Kinderwunsch erfüllt.
Da ich wusste, dass meine Falten kein Fake sind, sondern nur noch mittels Nervengift und nicht dank freundlich gestimmter Supercremes zu beheben sein würden, war es eine Frage der Zeit geworden.
Ohne Kerl dräute der biologische Endzeitstimmungshorizont und ich war ohne Kind und ohne möglichen Befruchter. Ich bin höchstpragmatisch veranlagt (irre praktisch als Mama), weshalb ich nur drei Möglichkeiten sah:
- Glücklich ohne Kind
Die Entscheidung dazu vertagte ich, wenn die beiden folgenden Punkte nicht realisbar erschienen.
- Eine neue Beziehung.
Inklusive Verliebtseinsaustoben, Check, ob der Typ als Vater und Partner taugt und und ob ich das alles aushalte.
Hier sah ich die Chancen irre gering an, da ich mich als Kopfmensch eher sehr kritisch mit mir – nicht den möglichen Kandidaten!- umgehe in Beziehungsdingen.
- Co-Elternschaft.
Ich wollte immer einen Papa fürs Kind. Eine andere Sicht auf die Dinge der Welt ermöglichen.
Im Gegensatz zu online-Datingplattformen sind die Co-Elternschaftsforen voll mit Spermiogrammen, negativen HIV-Tests und Gehaltseinstufungen. Also alles leicht verständlich und klar auf ein Ziel ausgerichtet.
Neben diversen internationalen Anfragen – und glaub mir allein dadrüber kann man schon Bücher schreiben, wie sich die Herren dort als röhrende Hirsche gebaren – traf ich einige Herren hier in Berlin. Ich hatte einige Anforderungen, weil es ja ein anwesender Papa sein sollte und kein Spermalieferant.
Es kristallisierte sich ein Herr heraus. Und dann gabs Blümchen und Bienchen. Nun ist er der Vater meines Sohnes seit 2,5 Jahren.
Die Organisation ist derzeit so, dass der Co-Papa alle 2 Wochen von Donnerstagnachmittag bis Dienstagmorgen Bespaßungsdienst hat. Nachts übernehme ich noch (wir haben jetzt erst damit begonnen, dass Minimann mich mal ne Samstagnacht gar nicht zu Gesicht bekam).
Anmerkung Jana Patschehand: So ungewöhnlich ist das meiner Ansicht nach gar nicht mit den Nächten bei Mama. Und auch sehr nah dran am Leben der jungen Patschehand 😉
Beziehungskrise? Gibt es bei Co-Eltern nicht!
Jana Patschehand: Was unterscheidet diese Art des Elternseins aus deiner Sicht von der „klassischen“ Elternpaarkonstellation (außer das die Co-Eltern eben nicht durch eine romantische Partnerschaft verbunden sind)?
Sonja: Nix!
Da ich keinen Vergleich habe, wie es ist mit einem festem Partner eine funktionierende Partnerschaft inklusive Kind zu haben, sondern nur die Version ohne Kind kenne ist es mühselig.
Ich glaube was es einfacher macht ist, dass ich ungefiltert raushauen kann, was mir auf den Keks geht. Egal was es ist. Ich muss keine Angst haben, dass ich unserer Liebe einen Zacken aus der Krone breche. Es gibt keine Beziehungskrise und eventuelle Neupartner/innen werden ohne Eifersucht angenommen. Uns verbindet das Wohl des Kindes. Vielleicht gäbe es an mancher Stelle mehr Wohlwollen zur Unterstützung, aber prinzipiell ist es ok.
„Mit einem Kind werden Werte noch wichtiger!“
Jana Patschehand: Neben deinem besonderen Weg hin zum Mamasein macht dich aber natürlich noch mehr aus. Unter anderem bist du Mompreneur. Bevor du diesen Schritt gegangen bist: Wo warst du beruflich? Was hat dich motiviert, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen?
Sonja: Glaube mir, das Feld ist riesig, was mich so alles ausmacht. Aber da sind wir wiederum alle gleich;)
Also beruflich gibt es mich auch nicht in kurz zu lesen.
Ich bin Chemielaborantin. Praktischerweise konnte ich während meiner Ausbildung auch den Kleber für Wegwerfwindeln mitentwickeln. Und ich bin Diplom-Wirtschaftsingenieurin. Lange Zeit habe ich in Düsseldorf für einen großen Konzern gearbeitet und da schon umweltfreundliches Zeugs entwickelt. Wie zum Beispiel endlich dieses fiese Chrom (krebsverdächtig) aus den Vorbehandlungen für Dosendeckelinnenseiten verbannt. Und jetzt alle: What?
Is aber auch wurscht: Die Cola wird immer gesundheitsgefährdender sein, als die Innenbeschichung der Dose ;)Leider habe ich dort sehr häufig diese männerverlegte gläserne Decke kennengelernt. Nach zehn Jahren im Labor waren alle Kollegen, die nach mir kamen zum Chef aufgestiegen. Während ich immer noch als fleißiges Bienchen mit guten Arbeitsergebnissen rumturnte.
Dann bin ich ins Redaktionsfach nach Hannover gewechselt. Habe für zwei Fachzeitschriften geschrieben, interviewt und meist moderiert und Konferenzen organisiert. Da mir Hannover als Rheinländerin als der absolute mentale Gegenpol vorkam konnte ich netterweise ins Home Office nach Berlin umziehen und lernte die Vorzüge des ICE-Fahrens kennen.
Mit einem Kind verschieben sich einige Dinge. Werte werden noch wichtiger.
Meine Oma besaß eine Kneipe. Mein größter Wunsch? Auch mal meinen eigenen Laden zu haben. Zum Glück machte sie die Kneipe früher dicht, als ich groß war. Mitten im Kaffkaffkaff wäre es ein Desaster geworden 😉
In Sicherheitsdenken erzogen, wagte ich es nie. Jetzt aber ergab es sich. Und ich nahm die Gelegenheit sehr gerne an!
Typisch Mompreneur: Ideen aus Eigenbedarf
Jana Patschehand: Entstand die Idee für deine Firma aus deinem Mama-Alltag heraus? Und warum hat die gesamte Eltern-Welt nur auf deine Idee gewartet 😉
Sonja: Die Idee hat ihren Grundstein im Kreißsaal bekommen. Mein Sohn war kaum auf der Welt, da bekam er als erstes eine Baumwollmütze aufgesetzt. Mit Klinikname und fettem „Bio-Baumwoll“-Hinweis. Und das nächste Kleidungsstück war dann ein Plastikding am Po. Ich lag da noch auf der Pritsche, völlig fertig. Und war entsetzt darüber. Oben hui und unten pfui? Hä?
Nachhaltig & konsequent gedacht: Sonjas Stoffwindel-Service
Die unkomplizierte Alternative zur Wegwerfwindel: Sonjas Stoffwindel-Service „Windelei“ macht es möglich. Ich fand es die folgenden Tage schlimm, dass mein Kind nach Windel roch und nicht nach Baby.
Wir mussten zehn Tage im Krankenhaus bleiben wegen Gelbsucht. Neben dem kompletten Hormonchaos, das ich als Kopfmensch nur schwer ertrug, hatte ich genügend Zeit, mich endlich um das Thema Ausscheidungen bei Babys im www zu kümmern. Mein Einstieg in die Stoffwindelwelt! Für den Entwurf meines Stoffwindelservice benötigte ich dann die Elternzeit.
Ich bin vieles, aber echt keine Hausfrau. Waschen, putzen, bügeln – alles Aufgaben, die ich gelinde gesagt hasse. Sie sind Energie- und Zeitfresser für mich (Anmerkung von Jana Patschehand: Ja, ich weiß was du meinst #thestruggleisreal). Und wie es so bei ungeliebten Dingen ist: Man macht sie höchst leidenschaftslos.
Und wenn ich eines weiß, dann das: Diese Eigenschaft verbindet mich mit vielen anderen Menschen. Daraus ergab sich ganz logisch der Servicegedanke. Als rundum-sorglos aka ich-nehme-dir-alles-ab-Grundsatz. So gab es in den 00-er Jahren noch 250 in Deutschland von diesen fahrenden Wasch-Lieferservices. Heute nur noch so 5 bis 10. Meine Idee war also nicht so neu, aber neu gedacht.
Ich will es konsequent nachhaltig gestalten. Lieferanten und Hersteller aus Europa, möglichst Deutschland, wählte ich aus und testete sie an meinem Sohn. Ich habe viele, viele Telefonate geführt, um meine Prefolds zum Beispiel in Deutschland nähen lassen zu können. Die gibt es bislang nur aus Pakistan.
Die Überhosen sind aus PUL. Ja, das ist auch Plastik. Lässt sich in der Vermietung wegen der Hygienevorschriften jedoch nicht vermeiden. Und sechs PUL-Überhosen mehrere Jahre zu verwenden gegenüber 6000 Wegwerfwindeln in drei Jahren ist doch schon mal eine große Erleichterung, oder?
Außerdem wird mein Angebot sicherlich auf Wollüberhosen zum Kauf noch wachsen. Und wo ich schon mal vom Wachstum rede: Dafür brauche ich jederfraus und -manns Unterstützung! Die Windelei expandiert nämlich nach München und will in Berlin richtig durchstarten. Dafür haben wir derzeit eine Crowdfundingkampagne ins Leben gerufen. Klar, gibt es auch coole Geschenke für euch. also on top zum guten Gefühl, da eine richtig sinnvolle Sache gepusht zu haben. Hier geht es zur Kampagne: www.startnext.com/stoffwindel
Anmerkung Jana Patschehand: Sonja hat sich bei den Geschenken echt ins Zeug gelegt. Es sind wunderbare Angebote darunter, wie ein Workshop zur Babypflege.
Und glaubt mir: Mit dem spart ihr werdenden und Neu-Eltern euch echt jede Menge Fehlkäufe, Hautprobleme und anderen fiesen Quatsch. Ihr merkt es schon: Klicken lohnt sich nicht nur für Sonja, sondern auch für euch & euren Nachwuchs!
Stoffwindeln als einfache Alternative zu Müll- und Plastikbergen
Jana Patschehand: Wieso hat die Welt auf dich gewartet? Und wie funktioniert dein Service konkret?
Sonja: Also vielleicht wartete nicht die ganze Welt, aber doch Berlin, München – gerne auch Hamburg, Köln…. (wer Interesse hat melde sich bei mir!!!) . Wer weiß? Vielleicht auch Wien, Zürich, Paris, London… Naja, dann also doch die Welt auf mich.
Wir können den Eltern sagen: Es gibt eine Alternative zu den 1,5 Tonnen Plastikmüll, den ihr eurem Kind mit auf den Weg auf diese Erde als Ballast gebt. Und es gibt sie in absolut angenehm und unkompliziert. Aufwandsfrei sozusagen. Wir können mit dem Service wirklich alle glücklich machen. Ihr braucht nur zu wickeln!
Wir verleihen euch die Stoffwindeln samt Aufbewahrungssack, zeigen euch, wie sie benutzt werden und holen sie 1x die Woche im Austausch mit den frischen Stoffwindeln an der Haustüre ab. Jeder interessierte Elternteil erhält ein kostenfreies Beratungsgespräch inklusive einer Woche Testmaterial vorab. Mit dem Abholen des Testmaterials entscheiden sich die Menschen dann, ob sie neues Wickelmaterial haben oder mich traurig von dannen ziehen lassen wollen 😉
Normale Tage als Co-Mama und Mompreneur? Fehlanzeige!
Jana Patschehand: Wie sieht ein ganz normaler Tag bei dir aus?
Sonja: Haha, bitte was meinst du?
Also ein normaler Tag hat nur eine Hauptkomponente: Den Schlaf meines Sohnes. Als Lerche bin ich schlechte Nachtarbeiterin und genieße es mich gemeinsam mit ihm ins Bett zu legen. Er schläft dann gegen 21 Uhr. Ich lese das Internet für ein Stündchen leer und liebte es schon immer früh zu schlafen. Gegen 6 Uhr werde dann ich wach und erledige einige E-Mails aus dem Bett heraus, bevor Minimann die Augen öffnet und wir den Tag starten. Alles andere ist jeden Tag anders.
Herausforderung Mama & Gründerin
Jana Patschehand: Was ist die größte Herausforderung als Mompreneur?
Sonja: Krankwerden als kleine Gewitterwolke, die die Orga ziemlich durcheinanderbringt. Zumal meine Familie im westlichsten Kreis Deutschlands lebt.
Dieses Finanzierungsding ist außerdem sehr mühselig, wenn man gerne operativ arbeiten will. Ich verweise hier gerne nochmal aufs Crowdfunding! Mit positivem Ausgang dank euch gäbe es gute Argumente für Banken uns Geld zu leihen. Neben dem gelieferten Interesse des Marktes auch monetäres Eigenkapital. Denn mein Eigenkapital nähert sich dem Ende entgegen … (www.startnext.com/stoffwindel)
Jana Patschehand: Und warum ist es all die Mühen wert?
Sonja: Es macht irre Spaß, ein Unternehmen ganz nach den eigenen Werten auszurichten. Sich auf von dem totalen Kapitalismusgedanken loszulösen. Ja, ich möchte und muss davon leben. Aber da ich mir weder eine Ranch, noch die Villa kaufen will, reicht eine Zufriedenheit aus. Das gibt Freiheiten, die ich in den Umweltschutz investieren kann zum Beispiel. (Ich müsste sonst teurer sein, bei all dem Biozeugs aus Europa und nicht konventionelle Baumwolle in Asien produziert)
Meine Werte? Respekt an erster Stelle. Und das auch schon dem Neugeborenen gegenüber. Wenn du nur Schlaf, Hunger, Liebeszuwendungsrufen und Ausscheiden kennst und man nimmt dir einen dieser vier Kommunikationskanäle weg, ist das schlichtweg unverschämt. Oder wie fänden wir es, wenn wir 25% unserer Mimik und Worte einfach mal ausschalten würden?
Umweltschutz. Verlässlichkeit. Gesundheit. Welche sich wohl alle bereits aus dem schon oben geschriebenen erklären.
Tipps für den beruflichen Neustart in der Elternzeit
Jana Patschehand: Hast du ein paar Tipps für alle Mamas, die sich im Rahmen ihrer Elternzeit oder eben danach auch mit einer beruflichen Neuorientierung hin zur Selbstständigkeit befassen?
Sonja:
Nicht nur für Mompreneurs: Netzwerke helfen!
Lernt viele Modelle zur Selbst-Organisation kennen!
Klarheit bringt weiter!
Nur wenn ich weiß, was ich will, so genau wie möglich und was das große Ziel ist, dann lässt sich der Weg gehen. Als Beispiel: Ich will ein Café eröffnen. Gähn! Viel besser: Ich möchte das erste rotlakierte Liebesnest für Tinderverrückte gründen. Das hat direkt eine konkrete Richtung. Danach lassen sich dann Marktchance, Realisierungswahrscheinlichkeit und so weiter ableiten.
Offenheit eröffnet neue Perspektiven!
Sprecht Probleme als Probleme an. Fragt viele. Keiner wird erschrocken abwehren, dass man euch nicht helfen will. Ganz im Gegenteil! Meist sind eure Probleme schon mal in ähnlicher Form von anderen gelöst worden.
Jana Patschehand: Zum Schluss bleibt mir ein großes Danke an Sonja für ihre erfrischend-locker-ehrlichen Antworten und Einblicke!
Gut gelaunte Grüße,
Jana Patschehand