Vor wenigen Tagen habe ich es auf facebook und Instagram offiziell gemacht: Seit dem 01. November sind Juniors Papa und ich kein Paar mehr. Nach fast 12 gemeinsamen Jahren und kurz nach Juniors zweitem Geburtstag blieb am Ende die Erkenntnis, dass unsere Ansichten, Werte und Zukunftsvorstellungen einfach zu weit auseinander klaffen für ein glückliches Zusammenleben.
Auch wenn es gelogen wäre von einem unerwarteten oder plötzlichem Schritt zu sprechen, hat mich die Trennung trotzdem hart getroffen. Mir persönlich geht es recht gut mit der Entscheidung. Junior gegenüber plagen mich jedoch Schuldgefühle bzw. Ängste in Bezug auf die Frage, wie er mit der sich schon bald verändernden Situation umgehen wird.
In diesem Blogpost schildere ich ehrlich, warum ich fest daran glaube, dass mein neues Leben als sogenannte „Single Mom“ eher Chance als Katastrophe ist und was mir derzeit bei meinen ersten Schritten als Alleinerziehende hilft.
Von nun an getrennt oder: Und wie geht es jetzt weiter?
12 Jahre Beziehung. Für jemanden der nach seinem Alter gefragt noch ganz knapp eine zwei als erste Ziffer notieren darf, ist diese Zeitspanne geradezu eine Ewigkeit. Bis vor gar nicht allzu langer Zeit dachte ich, dass mit Juniors Papa hält für immer. Tja, da habe ich mich getäuscht. Und finde mich nun in einer Situation wieder, in der sich wohl kaum jemand sieht, bis es dann soweit ist. Die wohl am einfachsten und treffendsten mit dem Stempel „Alleinerziehend“ zu bezeichnen ist.
Auch wenn es schon länger kriselte und es festgefahrene Probleme zwischen Juniors Papa und mir gab, zeichnete sich die bevorstehende Trennung erst kurz vor dem tatsächlichen Beziehungsende am 01.11.2018 ab. Ich bin mir nicht sicher, um wie viele Monate der Umstand beziehungsverlängernd wirkte, dass wir Eltern des wunderbaren Juniors sind. Oder um es anders auszudrücken: Durch ein gemeinsames Kind investieren wohl viele Menschen mehr Kraft und Zeit in die Rettung einer Partnerschaft. Oder beenden eine solche weniger leichtfertig.
Doch nach ungezählten Streitigkeiten, der Feststellung, dass unsere Ansichten und Werte in vielen Bereichen einfach nicht zueinander passen und uns auch in Hinblick auf unsere Wünsche und Vorstellungen für die Zukunft mehr trennt als eint, blieb letztlich nur der Entschluss zu künftig voneinander unabhängigen Lebenswegen.
Ohne die gemeinsame Verantwortung für Junior gäbe es wohl auch keinen Grund den Kontakt zueinander zu suchen bzw. zu halten. Selten wurde mir so klar, was es heißt erwachsen zu sein als in dieser Phase der Trennung mit Kind. Ob verletzte Gefühle, unbändige Wut oder Enttäuschung – all das hat nun nur dann Raum, wenn Junior schläft. Und ich vom Arbeitstag sowie Nachmittag und Abend mit Kleinkind im Zweifel ebenso durch bin wie mein Nachwuchs. Natürlich stehen neben der Trauerarbeit und dem Durchwandern des Tals der Tränen in der ersten Zeit nach der Trennung noch allerhand zu klärende Fragen im Raum.
Die Themen sind dabei nun eher unangenehmer Natur. Und erstrecken sich auf nahezu alle Lebensbereiche. Es geht los mit jeder Menge Fragen zur künftigen Wohnsituation, der nun neu zu verhandelnenden Gestaltung im beruflichen Umfeld sowie den meist leider für die Frauen existenziellen finanziellen Angelegenheiten bis hin zu den Umgangsfragen.
Trübe, vor-winterliche Stimmung kam in den letzten Wochen im Hause Patschehand leider nicht nur wegen des traditionell ungemütlichen Novembers auf … Die größte Herausforderung? Als Eltern für das gemeinsame Kind miteinander in Kontakt bleiben.
Der schwerste Part bei Trennung mit Kind oder: Mama macht sich Sorgen
Was ist das Beste für Junior? Insbesondere rund um den Umgang steht das Wohlergehen meines Kleinkindes für mich im Fokus. Abseits aller theoretischen Erwägungen zum Wechsel- oder Residenzmodell und allem dazwischen muss wohl jede Familie ihren eigenen Weg finden. In den ersten Tagen nach der Trennung fiel es mir allerdings unglaublich schwer, klare Gedanken zu fassen. Vom Treffen wichtiger Entscheidungen will ich hier gar nicht erst anfangen.
In diesen Tagen merkte ich, dass es mir selbst eigentlich sehr gut mit der getroffenen Entscheidung geht. So viele Erwartungen und der Druck, für etwas Verantwortung übernehmen zu müssen, was eigentlich nicht mein Thema ist, fielen von mir ab. Gleichzeitig belastete mich das Gefühl, versagt zu haben. Junior gegenüber fühlte ich mich schuldig. Diffuse Sorgen mischten sich mit in diese ohnehin schon triste Palette meines Gefühlsspektrums.
Wie wird mein zweijähriges Kleinkind die Trennung seiner Eltern, den Auszug seines Papas sowie all die weiteren damit einhergehenden Veränderungen in nächster Zeit verkraften? Und wie und was erzählen wir unserem Kind? Was überfordert Junior, was sollten wir ihm aber in kindgerechter Form vermitteln? Auch wenn ich mich mittlerweile etwas von den Schuldgefühlen befreien konnte und fest hinter der Aussage stehe, dass ein dauerhaft unglückliches Elternpaar sicher keine Alternative zur Trennung darstellt, bleibt dies wohl der schwerste Part der Trennung für mich.
Noch ist Junior auch nicht von uns informiert worden über die neue Situation. Zu viele Unklarheiten, zu wenige verlässliche Aussagen. Wobei mir natürlich bewusst ist, dass Kinder sehr feine Antennen haben für Stimmungen und auch unterdrückte Gefühle. Daher werde ich das Gespräch mit Junior und seinem Papa auch nicht unnötig lang hinauszögern.
Sicherlich werde ich noch einige Zeit brauchen, um mich von dem tief in mir verwurzelten Gedanken frei zu machen, dass familiäres Glück nur in der „klassischen“ Konstellation aus der Butter-Werbung besteht. Bis es soweit ist, meide ich dann besser mal viele Kinderbücher oder kitschige Werbeprospekte in der Vorweihnachtszeit …
Schwäche zeigen für neue Stärke oder: Allein(erziehend) ist nicht gleich einsam
Parallel zu meinem erst vor wenigen Wochen erfolgten Wiedereinstieg in den Job befinde ich mich derzeit einfach in einer sehr fordernden Lebensphase. Als perfektionistischer, optimistischer und mit jeder Menge Energie ausgestatteter Mensch neige ich dazu, meine Themen grundsätzlich auch meine Themen sein zu lassen. Mein Motto? Das pack ich schon!
Allerdings gehört zum bereits erwähnten Erwachsensein auch dazu, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Dies gilt insbesondere dann, wenn man auch die Verantwortung für jemand anderen trägt. Und so nehme ich derzeit sehr dankbar die Hilfe und alltägliche Unterstützung meines Umfeldes an. Außerdem schaue ich derzeit sehr genau, wie ich mir den Alltag nachhaltig erleichtern bzw. verschönern kann. Welche Verpflichtungen nehme ich an? Und wo darf oder muss ich sogar zugunsten meiner Kraftreserven nein sagen?
Für mich persönlich ebenso sehr wichtig ist der offene Umgang mit den Umbrüchen in meinem Leben. Dabei geht es nicht darum, dem Chef tränenreiche Geschichten zu erzählen oder der Kita-Leiterin zu erläutern, warum ich dies und das jetzt total unfair finde. Wenn Juniors und mein Umfeld über die Situation informiert ist, lassen sich jedoch bestimmte Reaktionen und Verhaltensweisen ggf. besser einordnen. Denn auch wenn ich mir die berufliche Professionalität und einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Trennung vor und für Junior als Ziele gesetzt habe, geht diese Zeit nicht spurlos an uns vorbei.
Zusammengefasst halte ich es derzeit für meine wichtigste Aufgabe gut für Junior und auch für mich zu sorgen. Nur wenn ich gut auf mich achte, kann ich eine starke Mama sein. Nur wenn ich offen zugebe, in welchen Bereichen ich Unterstützung brauche oder wann ich mich schwach fühle, bleibe ich seelisch und körperlich im Gleichgewicht. Oder erlange dieses zurück. Klar ist für mich: Sofern ich merke, dass ich an meine Grenzen komme, scheue ich auch profesionelle Beratung nicht. Schwäche zu zeigen ist keine Schande. Sondern notwendig und zutiefst menschlich.
Gerade während der ersten Schritte als Alleinerziehende gibt mir auch der Gedanke Kraft, dass ich eben nicht einsam bin, „nur“ weil ich keinen Mann mehr an meiner Seite habe. Mein Netzwerk fängt mich auf und ist für mich da. Ein Umstand, der mich mit großer Dankbarkeit erfüllt.
Chance statt Katastrophe oder: Ausharren ist keine Alternative
Innehalten, reflektieren und sich mit eigenen Wünschen und Träumen auseinandersetzen: Gibt es eine besseren Anlass als die Trennung vom langjährigen Partner? Neues wagen und dazu lernen: Wann, wenn nicht genau jetzt? Für eigene Werte und Überzeugungen eintreten: Welches Feld eignet sich besser als das der Verhandlungen und Kompromisse rund um die Trennung?
Ja, an manchen Tagen fühlt es sich gerade unglaublich schwer an. Meist setzt sich jedoch mein unerschütterlicher Glaube daran durch, dass der vermeintlich „einfache“ Weg nicht immer der beste und vor allem nicht der einzige ist. Ausharren in einer unglücklichen Beziehung aufgrund eines gemeinsamen Kindes? Sich dauerhaft verbiegen, um einer unbequemen Entscheidung zu entgehen? Beides keine Option für mich. Lieber ergreife ich die Chance, die sich aus der Katastrophe Trennung mit Kind ergibt: Ein glücklicheres Leben für drei Menschen.
Befreite & zugleich belastete Grüße von
eurer Jana Patschehand