Windelfrei – diesen Begriff hast du sicher schon einmal gehört. Und vielleicht geht es dir zunächst wie mir und du fragst dich: Wie soll das denn bitte funktionieren? Wie fängt man mit damit an? Bedeutet es einen kompletten Verzicht auf Stoffwindeln? Braucht man spezielle Töpfchen oder Hosen dafür? Und wo kaufe ich Stoffwindeln sowie Windelfrei-Equipment am besten ein? Wie klappt Windelfrei nachts oder unterwegs?
Fragen über Fragen im Kopf, machte ich mich an die Suche nach Tipps und Erfahrungen zum Thema. Bedenken blieben. Doch Junior brachte mich dazu, es mal ohne Windeln zu versuchen. Im folgenden Artikel erfahrt ihr, wie unser Weg zur Windelfreiheit aussah. Und welches Fazit ich nach zwei Jahren mit „trockenem“ Kleinkind ziehe.*
1. Windelfrei: Wie kam es zum Ausprobieren?
Schon seit der kleine Sonnenschein auf der Welt war, fiel mir immer wieder auf, dass er genau dann pullerte oder groß machte, sobald die Windel ab war. Da ging dann auch mal so viel daneben, dass ein kompletter Outfitwechsel notwendig war. Vor allem mitten in der Nacht fand ich das ziemlich anstrengend. Aber Junior pullerte viel und bis zu zehnmal am Tag blieb es nicht beim Pullern. Ich wäre also von allein nie darauf gekommen, es mal ohne Windel zu versuchen.
Junior war von Geburt an ein recht entspanntes Baby, weinte aber vor allem nach dem Stillen ausgiebiger als sonst. Außerdem wunderte ich mich, warum er sich nicht auf den Rücken legen lassen wollte. Er zog dann immer die Beine an und war unruhig.
Manchmal ließ er sich kaum beruhigen, da versuchte ich es dann immer wieder mit Stillen. Leider war es dann aber oftmals so, dass Junior kurz andockte, einen winzigen Schluck trank und dann den Kopf wegzog. Dieses Spielchen wiederholte sich an manchen Abenden gefühlt endlos, bis er dann irgendwann erschöpft einschlief.
Als mein Sohn dann etwa zwei Monate alt war, las ich nebenbei beim Stillen das tolle Buch artgerecht – Das andere Baby-Buch* von Nicola Schmidt. Dieses Buch hat bei mir für so viele Erkenntnisse gesorgt, dass ich es jeder werdenden Mutter und auch jedem werdenden Vater ans Herz legen möchte (siehe hierzu auch Teil eins meiner „Babybibliothek“).
In „Artgerecht“ wird auch das Thema Windelfrei behandelt. Alles was dort dazu stand, war für mich einleuchtend. Es klang so logisch, dass ich mich fragte, warum ich nicht schon vorher darüber nachgedacht habe. Ich recherchierte nun auch im Internet gezielt zu dem Thema und lieh mir in der Berliner Onlinebücherei („VOEBB24“) ein Buch über Windelfrei aus. Auf dem Blog „windelwissen.de“ erfuhr ich unter anderem, dass ein Baby mal muss, wenn es wiederholt beim Stillen an- und abdockt. Spannend fand ich auch die Information in dem Buch „Artgerecht“, dass viele Babys nicht in die Trage wollen, wenn ihre Blase voll ist. Sie protestieren dann lautstark (das war mir bis dahin auch ein Rätsel: Warum mochte der Kleine die Trage an manchen Tagen so sehr, dass er darin sogar einschlief und wollte sich an anderen nicht „reinsetzen“ lassen?).
Nach der Recherche und gewappnet mit einigen Tipps zu Windelfrei war ich dann gewillt, es schnellstmöglich anzugehen und zu probieren.
Unsere gut gefüllte Waschtrommel: Wäsche ohne Ende durch Windelfrei?
2. Wie habt ihr mit Windelfrei angefangen?
Mit Windelfrei anfangen ist in der kalten Jahreszeit zugegebenermaßen etwas aufwendiger als im Sommer. Nun war es mitten im Winter und somit recht kalt als wir anfingen. Ich drehte also zunächst mal die Heizung im Wohnzimmer etwas auf, damit sich unser Junior nicht erkältet. Mehrere Decken sowie eine wasserabweisende Unterlage auf dem Boden sollten Junior wärmen und unseren Boden schützen. Junior legte ich nun untenrum nackig auf den schön gepolsterten und warmen Boden.
Wir spielten, stillten und machten alles wie immer. Der einzige Unterschied bestand darin, dass Junior keine Windel umhatte und ich so sehen konnte, wann er mal musste. Da er jedoch schon vorher oftmals dann loslegte, wenn die Windel ab war, kannte ich schon einige seiner Zeichen. So machte er beispielsweise immer einen „Ggg“-Laut unmittelbar bevor er pullert.
Durch die Beobachtung, die ich an mehreren Tagen zu unterschiedlichen Zeiten für ein paar Stunden machte, entwickelte ich ein Gefühl, in welchen Situationen Junior muss (zum Beispiel etwa 15 Minuten nach dem Stillen, am Vormittag häufiger und etwa alle 30 Minuten, am Nachmittag und Abend viel seltener und mitunter mit mehreren Stunden Pause etc.).
Nach dieser Beobachtungsphase habe ich dann begonnen, Junior nach Gefühl (so langsam müsste er doch mal wieder?; wenn er sich beim Stillen abdockt und mit den Beinchen strampelt) und Timing (ein paar Minuten nach dem Stillen, nach einem Schläfchen, nach dem Spaziergang) abzuhalten. Ich habe mich über verschiedene Abhaltepositionen informiert und fand es zunächst gut, ihn über ein Töpfchen zu halten. Nach wenigen Tagen traute ich uns dann mehr zu und hielt ihn über dem Waschbecken im Bad ab. Vorteil: Das Saubermachen geht viel flotter und der Kleine liebt es, sich und mich im Spiegel zu sehen.
Häufiger habe ich als Empfehlung gelesen, dass man anfangs Buch führen soll, wann das Baby pullert und welche Anzeichen es vorab gab. Das haben wir nicht gebraucht, wobei ich diesen Rat als durchaus sinnvoll erachte. Für uns ein super Hinweis war, dass man sich nicht so sehr darauf versteifen sollte, dass das Baby Zeichen sendet und ich daraufhin dann reagiere. Es ist, insbesondere am Anfang, sinnvoll nach Timing abzuhalten, statt auf Anzeichen zu warten, schließlich enttäuscht aufzugeben und zu sagen „Mein Baby gibt keine Zeichen“.
Nach Timing abhalten heißt: Ich war eine Stunde mit Junior spazieren und wir kommen wieder nach Hause: Sicher muss er jetzt mal pullern. Also hin zum Abhalteort der Wahl und ab dafür 🙂 Oder aber Junior wacht nach einem Schläfchen auf. Auch jetzt lohnt es sich, ihn abzuhalten.
Kleiner Exkurs: Abhalten, bitte! Anzeichen, dass mein Baby mal muss
Auf eines ist beim Thema Anzeichen / Signale Verlass. Sie ändern sich ständig. Junior hat den „Ggg“-Laut beispielsweise recht zügig abgelegt. Dafür kaute er beispielsweise einige Wochen lang auf seiner Faust herum, wenn er mal groß musste. Oder er schnappte sich einen Finger von irgendeiner Person in seiner Umgebung (dabei war es Junior vollkommen egal, wessen Finger er sich da schnappte), um an diesem zu nuckeln, wenn er mal pullern musste.
Bis auf wenige Anzeichen, die bei uns bisher wirklich zuverlässig auf Juniors Bedürfnis, sein Geschäft zu verrichten, hindeuten (zum Beispiel wiederholtes Abdocken beim Stillen oder trotz großer Müdigkeit nicht einschlafen können), ist bei diesem Thema also immer wieder aufmerksames Beobachten gefordert.
3. Und wie funktioniert Windelfrei im Alltag?
Zunächst hielt ich Junior nur tagsüber ab. Um auch ein verpasstes Geschäft mitzubekommen, ließ ich die Wegwerfwindel in so vielen Situationen wie möglich weg. Nur unterwegs traute ich mich noch nicht. Außerdem hielt ich es beispielsweise beim Treffen mit anderen Mamas für schwierig, mich so auf den kleinen Sonnenschein zu konzentrieren, dass ich ihn rechtzeitig abhalte.
Nach wenigen Wochen hatte sich windelfrei tagsüber jedoch so eingespielt (da war Junior etwa fünf Monate alt), dass wir von da an tagsüber die Windeln komplett weglassen konnten. Insbesondere unterwegs klappte unsere Kommunikation schon bald so gut, dass nie ein „Unfall“ passierte. Zu Hause gab es hingegen gute Tage und solche, an denen eben mehr Wäsche anfiel.
4. Wie umgehen mit „Abhaltestreiks“?
Eine sehr herausfordernde Phase in Bezug auf die Windelfreiheit gab es in Juniors Babyzeit. Als Junior mobiler wurde und sich fleißig aufs Krabbeln vorbereitete (etwa ab Monat sieben ging das los), wurde es tagsüber schwieriger. Der Erwerb neuer Fähigkeiten war einfach spannender als andere.
Beim großen Geschäft merke ich fast immer rechtzeitig, dass es soweit ist. Doch erschwerend hinzu kam in dieser Zeit noch Juniors Protest. Abhalten? Nein, danke! Hinweis: Oft wird in einer solchen Phase von einem Abhaltestreik gesprochen, doch ich mag den Begriff nicht, da er so klingt, als würde sich das Baby mit Absicht und bewusst verweigern.
Junior zeigte sehr deutlich, dass er sich beim Abhalten nicht wohlfühlte. Was sollte ich nun tun? Denn glücklich in die Stoffwindel machte Junior auch nicht. Er quälte sich und schien mit nichts zufrieden zu sein in diesem Bereich. Ich recherchierte viel und stieß auf einen spannenden Artikel von Lini Lindmayer zum Thema, den ihr hier findet. Was die Autorin dort beschreibt, klang für mich einleuchtend und ihr Beitrag half mir, meinen Blickwinkel auf diese herausfordernde Phase zu ändern.
Ich hielt mich an die Tipps im Artikel und bot Junior immer wieder an, sich über dem Waschbecken zu erleichtern, wenn ich merkte, dass er mal muss. Um eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, sang ich meinem Schatz nun häufiger etwas vor oder alberte ein bisschen mit ihm herum.
Ein paar Wochen lang drückte er sich oft durch und wollte nicht abgehalten werden. Kaum hatte ich ihn dann auf seiner Decke auf dem Wohnzimmerboden abgelegt, legte er dann los. Den erhöhten Aufwand im Saubermachen von Junior und die Berge an Wäsche sah ich mit Humor. Mein Mantra in dieser Zeit: „Er macht das nicht, weil er mich ärgern möchte. Es ist nur eine Phase.“
Um unterwegs nicht in Erklärungsnot zu kommen und peinlich berührt fremdes Eigentum säubern zu müssen, haben wir uns Trainerhosen und die dazu passenden Einlagen gekauft, mit denen wir sehr zufrieden waren (siehe auch großes Foto am Ende des Artikels). Die Trainerhosen engen kleine Entdecker nicht so ein, wie eine Stoffwindel mit Überhose, sind leicht an- und auszuziehen (ähnlich wie ein Schlüpfer; sie lassen sich aber auch aufknöpfen, was sehr praktisch ist, wenn doch mal was in der Einlage gelandet ist) und fangen einen Unfall (egal ob kleines oder großes Geschäft) zuverlässig auf. Dass es auch praktische sogenannte Minimal-Windeln als Backup gibt, stellte ich erst einige Monate nach dem Einkauf fest (siehe hierzu den nachfolgenden Punkt 5).
Unterwegs war unsere Kommunikation in diesem Bereich allerdings derart gut, dass das Backup häufig trocken blieb. Interessanterweise lief auch das Abhalten unterwegs gut, während Junior zu Hause so gar keine Lust darauf hatte. Beruhigende Info: Auch diese Phase verging recht flott. Bald schon ließ sich Junior auch daheim wieder gern abhalten. Insbesondere bei einer spielerischen Herangehensweise an das Thema schien er sich wohl zu fühlen.
Jedoch hatte Juniors Papa es in der schwierigen Phase leider nicht geschafft, die notwendige Geduld aufzubringen. Und das Abhalten fast aufgegeben. Zwar versuchte Papa es immer wieder mal. Doch sobald der Kleine begann sich wegzudrehen oder durchzudrücken, stand für Juniors Papa fest, dass er nicht muss. Während ich es dann, oft mit Erfolg, noch mit etwas Ablenkung oder einem Spielangebot versuche, gab Papa dann auf. So kam es, dass ich diesen Teil im Babyalltag nun zu 99 Prozent erledigte.
5. Hose, Töpfchen & Co.: Braucht Windelfrei spezielles Zubehör?
Zum Windelfrei-Alltag braucht es aus meiner Sicht kein spezielles Zubehör oder besondere Bekleidung. Ich rate lediglich von Einteilern ab. Bodys und Strampler? Besser weglassen! Denn diese sind einfach unpraktisch. Sowohl beim Abhalten als auch in dem Fall, dass es etwas daneben geht. Spezielle Töpfchen für Windelfrei (wie das sogenannte Asia-Töpfchen) oder Splitpants (auch Abhaltehosen genannt) mögen praktisch sein. Doch wir benötigten, abgesehen von unseren Backups, solche Windelfrei-Helfer nicht (ich gebe zu, dass es ich solche Produkte bisher nicht getestet habe – vielleicht wäre ich ja so von dem Nutzen überzeugt, dass ich an dieser Stelle dringend zum Kauf raten würde).
An dieser Stelle kommt mein Kooperationspartner „die besten stoffwindeln“* ins Spiel. Unter dem Stichwort „Windelfrei“*, entdeckt ihr viele durchdachte Produkte, die euch das Leben ohne Windel und im Einklang mit Babys Bedürfnissen erleichtern. Von der praktischen Backup-Lösung wie einer Minimalwindel bis zum Töpfchen-Bezug sind im beliebten Shop die wichtigsten Helfer vertreten.
6. Und wie klappt Windelfrei nachts?
Eine besondere Herausforderung waren für uns die Nächte. Hier benutzten wir zunächst weiterhin Wegwerfwindeln. Der Kleine war auch in der Nacht. In einigen Nächten brauchten wir bis zu drei Windeln. Dies hatte wohl auch damit zu tun, dass Junior auch zu später Stunde gern und häufig stillte.
Mit Beginn des Windelfrei-Experiments hielt ich Junior auch nachts ab. Sobald ich gemerkt habe, dass er mal muss, ging es zum Waschbecken und immer wurde mein Angebot dankbar angenommen. Zwischen ein bis zwei Mal (oft gegen drei Uhr und sechs Uhr) hielt ich den Kleinen pro Nacht ab. Anfangs gab es natürlich auch Nächte, in denen ich diesbezüglich nix merkte. Das rächte sich dann oft mit einer ausgelaufenen Windel.
Nach einiger Zeit, entschieden wir, es ohne Wegwerfwindeln in der Nacht zu versuchen. Nach ausgiebiger Recherche haben wir Stoffwindeln, Überhosen und Co. erstanden. Wir nutzten seitdem in der Nacht nur noch Stoffwindeln.
Mein Stoffwindel-Favorit? Eindeutig die „TotsBots Bamboozle“ im Farbton natur*. Warum die Windeln im Farbton natur? Ganz einfach: So umgehe ich das Problem verwaschener Farben. Und unter einer schicken Überhose wie der „Capri“* sieht man die Windeln ohnehin kaum.
Das Hauptziel dieses Wechsels bestand für mich darin, ein besseres Gefühl zu bekommen, wann Junior denn in der Nacht pullert. Zu meiner Überraschung blieben die Stoffwindeln schon einige Nächte nach dem Umstieg für viele Stunden trocken. Immer häufiger bleiben sie sogar die ganze Nacht über sauber. Wir hatten einige Wochen, in denen ich Junior nur einmal abhielt und mich trotzdem am Morgen über eine trockene Stoffwindel freuen konnte.
Seit der Kleine etwa sieben Monate alt ist, gibt es mehr und mehr Nächte, in denen ich nachts im Bett bleiben kann und Junior einfach nicht muss. Damit die Windel aber trocken bleibt, ist dann am Morgen nach dem Aufwachen keine Zeit zum Trödeln. Der Kleine muss dann sehr dringend und ist dankbar, wenn er sich über dem Waschbecken erleichtern darf.
Unsere Lösung mit den Stoffwindeln für die Nächte empfand ich als optimal für uns. Ganz ohne Backup hätte ich anfangs doch zu sehr „Unfälle“ gefürchtet. Und während ich das am Tage entspannt sehe, habe ich in der Nacht wirklich keine Lust auf einen Kleidungs- und Bettwäschewechsel.
Eine schöne Auswahl unserer Backups für Windelfrei: Links mit Fröschen und Affen sind die „Bamboolik“-Trainerhosen zu sehen, darüber die dazugehörigen Einlagen. Ebenfalls farbenfroh sind die „Blueberry Capri“-Überhosen.
7. Windelfrei im Urlaub: Wie seid ihr das angegangen?
Die große Flexibilität mit Windelfrei-Baby war vor allem unterwegs & auf Reisen praktisch.
Vor unserer ersten Reise mit Baby (acht Monate alt war Junior zum Reisezeitpunkt) machte ich mir, wie so oft, mal wieder ohne Ende einen Kopf darüber, was alles schief laufen oder furchtbar kompliziert werden könnte. Doch ich entschied, dass wir es einfach wie zu Hause handhaben und versuchte mich da etwas locker zu machen. Und siehe da: Selten lief Windelfrei so gut und entspannt wie auf Reisen (wer mehr über unseren Urlaub an der Ostsee wissen mag, liest am besten meinen Reisebericht).
Tagsüber hatte Junior meist eine Trainerhose an, damit wir im Zweifel nicht nur mit waschen oder putzen beschäftigt sind. In den Nächten verwendeten wir weiterhin Stoffwindeln als Backup. Im Ferienhaus hielt ich Junior über dem Waschbecken ab, was sehr gut klappte. Die Einlage in der Trainerhose musste nur selten gewechselt werden.
Nachts musste ich Junior kein einziges Mal abhalten (er schlief im Urlaub sehr gut, was den Erholungseffekt für uns natürlich noch verstärkte). Die Stoffwindel war jedoch am Morgen immer (und im Gegensatz zu den Nächten zu Hause) nass. Ob ich morgens einfach zu langsam war und Junior gerade erst gepullert hatte oder ich in der Nacht sein Bedürfnis übersah bzw. er so entspannt war, dass er sein Bedürfnis nicht signalisierte, weiß ich ehrlich gesagt nicht genau.
Und unterwegs klappte das Abhalten auch ausgezeichnet: Junior erleichterte sich auf Toiletten in Restaurants und unseren anderen Ausflugszielen, im Gebüsch oder auch auf Wiesen bei Autobahn-Parkplätzen. Meine Sorgen vor der Reise waren also unbegründet und somit kann ich nun aus eigener Erfahrung bestätigen, dass Windelfrei auch urlaubstauglich ist.
8. Windelfrei-Mythen: Wäscheberge & keine Eltern-Auszeiten?
Vor allem in der Beobachtungsphase und als wir anfingen auf Windeln zu verzichten, gab es kurzzeitig viel mehr Wäsche. Schließlich war Winter und unser Junior brauchte entsprechend wärmende Kleidung, die bei einem verpassten Abhalten natürlich zu waschen war.
Als wir mit Windelfrei begannen, war Junior in einem Alter, in dem ich mich ohnehin sehr viel mit ihm beschäftigte (wie wohl alle Mütter) und ihn nur sehr selten aus den Augen lassen konnte. Damals hätte ich nicht die Energie gehabt, auf Anzeichen zu lauern und ständig zu beobachten, wann es denn nun soweit sein könnte. Glücklicherweise war das aber auch gar nicht nötig. Für den Anfang war abhalten nach Timing schon die halbe Miete. Der Rest ergab sich und mit der Zeit wurde mein Gefühl immer zuverlässiger (auch wenn sich die Anzeichen änderten oder zwischenzeitlich ausblieben).
Mit der Zeit zeigte sich: Ein Baby-Alltag ohne Windel hat viele Vorteile. Und bietet obendrein Flexibilität. Das Abhalten ging sehr zügig. Die Entfernung von Juniors Hinterlassenschaften im Waschbecken war unkompliziert und flott erledigt. Da Junior nur minimal mit seinen Ausscheidungen in Berührung kam, war das Reinigen nach dem Geschäft babyleicht. Klasse fand ich auch, dass wir nie auf Wickelbereich und viel Zubehör unterwegs angewiesen waren. Fast überall konnte ich Junior abhalten. Wenn es unterwegs eine Toilette gab, dann nutze ich diese als Abhalteort. Sonst muss auch mal ein Gebüsch herhalten. In öffentlichen Toiletten nutzte ich dann nicht das Waschbecken für Juniors Geschäft. Oder wozu gibt es Toilettenkabinen sonst?
Nach einigen Monaten merkte ich dann: Windelfrei ist kein Mehraufwand zum klassischen Wickeln mehr. Junior musste nur noch wenige Male täglich abgehalten werden. Unfälle wurden immer seltener bzw. kamen irgendwann gar nicht mehr vor. Mit 1 1/2 Jahren war Junior schließlich in der Lage selbstständig aufs Töpfchen zu gehen (bis zum zweiten Geburtstag natürlich unterstützt beim Runterziehen der Hose).
9. Was war schwierig im Alltag ohne Windel?
Unbefangen und ohne Erwartungshaltung an Windelfrei zu gehen, fiel mir ehrlich gesagt schwer. Ich habe die etlichen Vorteile im Kopf gehabt und dachte schon vor dem ersten Ausprobieren daran, wie schade es wäre, wenn es nicht klappt. Ich musste mich also zwingen, keinen Druck auf den kleinen Mann auszuüben und erstmal geduldig zu schauen, wie das Abenteuer Windelfrei so läuft.
Herausfordernd waren außerdem diese Tage, an denen es oft danebenging. Da konnte es dann sein, dass ich Junior abhieltund nichts kam, wenige Minuten später aber die Hose nass war. Woran das lag? Keine Ahnung! Ich nahm es dann aber positiv und sagte mir: Dein Gefühl war richtig, er musste tatsächlich mal.
Die beschriebene Phase, in der er Abhalten überhaupt nicht mochte, war natürlich auch nicht einfach zu meistern. Ich musste mich manchmal zwingen, nicht aufzugeben und ihm weiterhin das Angebot zu machen, sich zu erleichtern.
Nachts aufzustehen, wenn Junior denn deutlich signalisierte, dass er sein Geschäft verrichten musste, war ebenso herausfordernd. Dies galt vor allem für die Anfangszeit, als er nachts noch ein Vielpiesler war. Allerdings waren die ausgelaufenen Windeln keinesfalls angenehmer und das damit verbundene nächtliche Umziehen war einfach sehr nervig. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie schön ich es fand, wenn ich in der Nacht nicht aufstehen musste und trotzdem keine Schmutzwäsche am Morgen hatte.
10. Was war überraschend?
Für mich erstaunlich war die Feststellung, dass Windelfrei vor allem unterwegs und nachts super klappte. Überraschend fand ich anfangs auch, wie dankbar Junior über das Abhalten zu sein schien.
11. Gab es Kritik für euren Weg ohne Windel?
Bisher wurde ich nicht persönlich kritisiert. Viele Personen sind eher interessiert, wie das funktioniert und wie wir dazu kamen, Windelfrei auszuprobieren. Die häufigste Frage bezieht sich auf den zeitlichen Aufwand. Als Kommentar kommt oft, dass wir da ja richtig Geld sparen würden. Ich sage dann immer, freundlich lächelnd, dass diese Feststellung korrekt ist. Jedoch ist die Geldersparnis eher ein netter Nebeneffekt als ein Grund, sich für diesen Weg zu entscheiden.
Wenn man im Internet zum Thema recherchiert sieht die Sache mit der Kritik aber schon anders aus. Da wird oftmals angezweifelt, dass das funktioniert und mit Argumenten wie „Babys können sich doch gar nicht mitteilen“ (aha – woher weiß ich denn dann, wann mein Baby Hunger hat oder müde ist?) oder „Ein Kind kann seinen Schließmuskel erst mit etwa drei Jahren kontrollieren“ gearbeitet. Nun zeigt meine Erfahrung, wie die vieler anderer Windelfrei-Eltern, dass es funktioniert und diese Argumente nicht stimmen. Doch wenn dann akzeptiert wurde, dass Windelfrei funktioniert, hört die Kritik nicht auf: Da wird vor psychischen Schäden bei den Babys gewarnt und gerne mal auf die teilweise mit schwarzer Pädagogik verbundene Sauberkeitserziehung in der DDR verwiesen, mit der das Ganze nun so überhaupt gar nichts zu tun hat.
Junior ging es mit ohne Windeln einfach besser. Von Geburt an hatte er ein sehr gutes Gespür für seine Ausscheidungen. Der Kleine wollte sich nicht in einer Windel erleichtern bzw. Zeit in seinen Ausscheidungen verbringen. Er hielt so lange zurück, bis die Windel endlich ab war. Bis wir herausfanden, was unser Baby hatte, wenn es vor allem nach dem Stillen weinte, vergingen viele kräftezehrende Stunden. Windelfrei war keine fixe Idee von uns Eltern, sondern Junior hat uns zu diesem Weg gebracht. Da wir sofort gemerkt haben, wie dankbar unser Schatz für das Angebot war, sich außerhalb einer Windel zu erleichtern, ließ uns die (aus unserer Sicht falsche und unlogische) Kritik an Windelfrei kalt.
12. Werden Kinder ohne Windel schneller trocken?
Diese Frage wurde uns auch häufig gestellt. Ich kann sie nur für Junior beantworten. Glaube aber, dass unser Beispiel typisch ist. Junior war mit 1 /2 Jahren in der Lage, allein zum Töpfchen zu gehen und sein Bedürfnis zu benennen. Dies tat er auch ohne Aufforderung oder Nachhaken unsererseits. Zu dieser Zeit gab es bereits keine nassen Hosen oder nächtliche Bettwäsche-Wechsel mehr. Und das seit einigen Monaten. Unser Sohn war also ohne zusätzlichen Aufwand, Stress oder Druck trocken geworden. Auch wenn Vergleiche mit anderen Kleinkindern naturgemäß immer etwas hinken, fällt auf: Der windelfreie Junior war früher „sauber“ als seine Spielkameradinnen – und -kameraden. Da jedoch jedes Kind (und Elternpaar) anders ist, variieren die Spannen in Sachen trocken sein enorm.
In sieben Sätzen: Dein bisheriges Fazit zu Windelfrei?
Für uns war ein Alltag ohne Windeln definitiv der richtige Weg. Junior fühlte sich sehr wohl so. Dass Umwelt und Geldbeutel geschont werden, sind weitere nette Vorteile. Mehr Wäsche (als mit Wegwerfwindeln) und anfangs auch mehr Zeitaufwand könnten als Nachteile gesehen werden. Mit der Zeit kommen allerdings mehr und mehr Vorteile zum Tragen und der Aufwand reduziert sich enorm.
Ich bin sehr froh, mich mutig ins Abenteuer Windefrei gestürzt zu haben. Jedoch sollte jede interessierte Familie, möglichst ohne Erwartungshaltung und feste Vorstellungen darüber, wie das zu laufen hat, probieren wie Windelfrei am besten zum eigenen Alltag passt.
In der Hoffnung euch mit meinen Erfahrungen einige hilfreiche Tipps & Einblicke gewährt zu haben, grüßt euch
eure Jana
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