Top-Tipps rund um die Finanzplanung für Frauen während der Familienplanung, Schwangerschaft, Elternzeit & darüber hinaus.
* Gastbeitrag von Silke Wildner vom Blog gut-alleinerziehend.de *
Optimistisch in die Zukunft zu schauen geht nach einer herausfordernden Zeit leichter, wenn frau finanziell gut aufgestellt ist.
Gut gelaunt? Ja, an dieser Stelle wird dieser informative Gastbeitrag von Silke vom Blog „Gut alleinerziehend – Hilfe für Alleinerziehende“ Patschehands Motto nicht gerecht.
Dafür geht es hier jedoch ehrlich und ungeschönt um ein Thema, das wirklich jede Frau was angeht – vor allem wenn sie Mama wird oder gerade geworden ist: Die eigenen Finanzen.
Und auch wenn die gute Laune nicht unbedingt beim Lesen aufkommt, bin ich mir sicher: Die kommt spätestens dann, wenn wir den Lohn einfahren fürs aktive Angehen: Unsere finanzielle Unabhängigkeit.
Frauen brauchen heutzutage mehr als Luft und Liebe zum Leben. Haben sie auch schon immer. Allerdings war es früher so, dass Frauen nur durch eine Ehe finanziell abgesichert waren und gesellschaftliche Anerkennung bekommen haben.
Frauen durften nicht arbeiten beziehungsweise nur mit Erlaubnis des Ehemannes. Haben sie Geld mit in die Ehe gebracht, wurde es direkt dem Mann unterstellt. Wie gut, dass diese Zeiten vorbei sind. Dennoch hält sich der Spruch „Ich brauche nur Luft und Liebe zum Leben!“ in vielen Köpfen. Auch der gut gemeinte Ratschlag „Geld alleine macht nicht glücklich“ wird immer wieder zitiert.
Frauen, kommt raus aus der Romantik-Falle
Und so werden Frauen auch heute noch zu oft auf das Romantik-Prinzip reduziert, aber nicht mit Geld in Verbindung gebracht. In viel zu vielen Geschichten suchen Frauen ihren Traumprinzen, und ist dieser gefunden, heißt es einfach nur „Ende gut, alles gut!“ – obwohl es dann ja erst so richtig anfängt.
Frauen werden ab ca. 30 Jahren mit der Frage nach Liebe, Partnerschaft und Nachwuchs aus dem eigenen Umfeld genervt, statt ihre Eigenständigkeit gebührend zu feiern. Ebenso werden Frauen bei Vorstellungsgesprächen kritisch beäugt „Weil die ja denn eh gleich schwanger wird!“ Aber „Luft und Liebe“ zaubert kein Essen auf den Tisch oder schützt vor Regen und Kälte. Deshalb wird es Zeit, dass wir uns selbst um unser Geld kümmern.
Frauen und Geld: Wie gut das heute zusammen passt
So schön die Romantik auch ist, sie beinhaltet keine Garantie (mehr) auf ein gutes Leben. „Sich eine gute Partie“ zu angeln, kann kein Lebenszweck mehr sein. Denn spätestens beim Blick auf die hohen Scheidungsraten wird klar, dass mit der Hochzeit nicht bis zum Ende aller Tage „alles gut“ ist.
Seit einer Gesetzesänderung von 2008 bekommen Frauen nach der Scheidung keinen lebenslangen nachehelichen Unterhalt mehr vom Ex. Nein. Sie sollen nach kürzester Zeit wieder beruflich und somit auch finanziell auf eigenen Beinen stehen. Daher bist du als Frau immer besser beraten, wenn du deinen beruflichen Weg gehst und deine Finanzen selbst im Griff hast. Und das nicht nur aus rein monetären Gründen. Sondern weil wir uns ein eigenständiges Leben wert sein sollten. Unser Selbstwert ist höher, wenn wir uns aus eigener Kraft ein gutes Leben aufbauen können. Statt dem Partner Rechenschaft ablegen zu müssen, wofür man Geld ausgegeben hat.
Wann sollte man mit seinem Partner über Geld reden?
Spätestens wenn du im Begriff bist eine Familie zu gründen, ist es soweit. Es ist zwar unendlich unromantisch im Höhenflug der Liebesbeziehung über Geld zu sprechen, aber besser vorher als nachher. Ich weiß wovon ich rede und was nach dem Honeymoon aus einer Ehe werden kann. Trotz Kindern, trotz Liebesheirat und trotz Hauskauf. Das alles ist kein Beziehungskleber.
Wenn einer von beiden die Beziehung nicht mehr möchte, dann ist es vorbei. Verbindlichkeiten halten den Reisenden nicht auf. Und wer sagt denn, dass nicht du diejenige bist, die in ein paar Jahren die Trennung möchte. Menschen bleiben nicht gleich. Sie verändern sich stetig. Was heute noch passt, kann morgen schon in entgegengesetzte Richtungen schauen.
Daher nutz die gute Phase deiner Partnerschaft, um essentielle faire finanzielle Grundlagen für eure Familie und deine Zukunft zu schaffen. Wieso solltest du zum Beispiel die Hälfte für die Miete und das Haushaltsgeld aufbringen, wenn du weniger verdienst als dein Partner? Warum solltest du bei der Rente in die Röhre gucken, nur weil du dich mehr um Haushalt und Kinder kümmern wirst?
Das ist richtig Arbeit. Das kann ich dir sagen. Einen Geschäftstermin empfinde ich fast schon als Wellness-Urlaub im Gegensatz zum Alltag mit Kindern daheim.
Auf was solltest du finanziell achten?
1) Ehegattensplitting
Sich einen besser verdienenden Ehemann zu angeln, hört sich im ersten Moment ja gut an. Aber für dich selbst kann das zum finanziellen Desaster werden. Mit einer guten Partie an deiner Seite wählst du vermutlich die Steuerklasse 5 durch das Ehegattensplitting. Das heißt, dass beide Einkommen zusammengezählt und mit einem Steuersatz besteuert werden. Auf dein geringeres Einkommen zahlst du dann also überdimensional hohe Steuern.
Ein stark vereinfachtes Rechenbeispiel mit 3.000 Euro Bruttolohn im Monat:
Steuerklasse 3: ca. 2.200 Euro Nettolohn
Steuerklasse 5: ca. 1.600 Euro Nettolohn
Wenn hierzu dann zwischen euch beiden kein Ausgleich geschaffen wird, dann bleibt dir zu wenig Geld für einen eigenen Vermögensaufbau z.B. für die Rente übrig.
Übrigens: Wenn ihr nicht heiratet, dann behält jeder seine bisherige Steuerklasse, auch wenn ihr gemeinsame Kinder zu versorgen habt. Der Staat fördert keine Kinder über die Steuerklassen, sondern nur die Ehe, auch wenn sie kinderlos ist!
3-Konten-Modell
Einen finanziellen Ausgleich könnt ihr zum Beispiel mit dem 3-Konten-Modell schaffen. Hierbei fließen eure gesamten Einnahmen auf ein Gemeinschaftskonto, von dem alles für die Familie von Miete bis Versicherungen bezahlt wird. Was übrig bleibt, teilt ihr 50:50 auf und überweist es auf eure eigenen Konten.
Ausgleichszahlung
Oder dein Partner zahlt dir eine Ausgleichszahlung für das Geld, dass dir durch die Familienarbeitszeit statt Erwerbsarbeit flöten geht. Am besten wandert die Ausgleichszahlung dann direkt auf deinen Sparplan, damit es bis zur Rente ordentlich Rendite für dich erwirtschaften kann. Denn auf deinem Konto schrumpft es nur Jahr für Jahr durch die Inflation und vermehrt sich nicht dank Nullzinspolitik.
2) Elterngeld
Ein weiterer Tipp ist im Hinblick auf den Nachwuchs das Elterngeld. Solltet ihr Nachwuchs planen und verheiratet sein, lohnt sich ggf. ein Steuerklassenwechsel für dich. Allerdings sollte dieser vor der Schwangerschaft erfolgen, damit er berücksichtigt wird. Denn die Steuerklassen 3, 4 und 5 sind frei regelbar, ihr müsst euch nur darüber einig sein. Rechnet aus, ob sich der Steuerklassenwechsel für euch lohnt und was er für dein Elterngeld bewirkt.
3) Elternzeit
Als ich schwanger wurde, fand ich die Elternzeit schon sehr großzügig bemessen. Was man als Neu-Mami aber noch nicht so richtig abschätzen kann ist, dass das Kind nach einem Jahr immer noch klein ist und eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung braucht. Besprecht daher vorher, wie ihr euch die Kinderbetreuung aufteilen wollt und wer wie viel Elternzeit nimmt. Ein mögliches Modell im Anschluss ist, dass beide in Teilzeit arbeiten und sich beide um das Kind kümmern.
4) Gütergemeinschaft in der Ehe
Verheiratete Paare leben automatisch in Gütergemeinschaft, wenn das nicht ausdrücklich z. B. mittels Ehevertrag geändert wurde. Das heißt alles, was ihr in der Ehe erwirtschaftet, gehört euch beiden zu gleichen Teilen, egal wer im Kaufvertrag steht. Sollte es zu einer Scheidung kommen, werden sogar eure Rentenpunkte aus der Zeit der Ehe zusammengerechnet und halbiert.
Armut ist weiblich
Leider ist es eine Tatsache, dass wir Frauen und ganz besonders Mütter von der Altersarmut betroffen sein werden.
Die „Süddeutsche Zeitung“ meldet, dass voraussichtlich 75% der heute 35- bis 50-jährigen Frauen eine gesetzliche Rente unter Hartz-IV-Niveau bekommen wird. Auch wenn du dich als gebildete und moderne Frau nicht mit dieser Hochrechnung in Verbindung bringst, so wird spätestens nach einer Scheidung schnell bittere Realität daraus, wenn du dich nicht um dein Geld kümmerst. Denn Alleinerziehende sind schon lange nicht mehr der ungebildete Mob. Die Mehrheit hat einen mittleren oder höheren Bildungsabschluss.
Wie geht das Leben finanziell nach einer Trennung weiter?
Geht eine Partnerschaft in die Brüche und gibt es ein gemeinsames Kind, dann ist es leider keine Seltenheit, dass die Mütter ohne Geld von ihren Ex-Partnern stehen gelassen werden. Wieso ist das so? Vielleicht weil wir Frauen nicht mit Geld in Verbindung gebracht werden?
Fakt ist, dass fast die Hälfte aller unterhaltspflichtigen Elternteile keinen Kindesunterhalt zahlt. Noch nicht einmal den Mindestsatz und für die betreuende Person (meist die Frau) erst recht nichts. Obwohl wir mit unserer (unbezahlten) Care-Arbeit rund um die Uhr ebenso für die Familie gearbeitet haben und es auch weiterhin tun. Obwohl wir uns in der Familie so abgestimmt haben. Ja, kann man denn mit Kind nur von Luft und Liebe leben?
Unterhaltsvorschuss
Was denken sich diese Väter? Und leider handelt es sich hier meist um Väter. Denn ca. 90% aller Alleinerziehenden sind Frauen.
Wieso ist es plötzlich nur noch sein Geld und nicht mehr unser Geld? Blöd, wenn du dich bisher nur auf seine finanzielle Fürsorge verlassen hast. Denn dann bist du gleich doppelt gekniffen. Vater Staat treibt nur ca. 13% der nicht gezahlten Unterhaltsgelder ein und gibt dir einen finanziellen Trostpreis mit dem Namen Unterhaltsvorschuss. Aktuell liegt dieser je nach Kindesalter zwischen 160 Euro bis 282 Euro pro Monat / Kind und liegt somit noch unter dem Kindesmindestunterhalt laut Düsseldorfer Tabelle.
Steuerklasse 2
Als Alleinerziehende kannst du jetzt die Steuerklasse 2 beantragen. Ansonsten rutschst du automatisch in Steuerklasse 1 – die Single-Steuerklasse. Finanziell macht das aber fast keinen Unterschied.
Stark vereinfachtes Rechenbeispiel mit 3.000 Euro Bruttolohn im Monat: Steuerklasse 1: 1.935 Euro Nettolohn
Steuerklasse 2: 1.985 Euro Nettolohn
Nur mit dem Unterschied, dass du mit Kind nicht mehr mit 1 ZKB im Dachgeschoss auskommst und dir für eine Vollzeitarbeit oft die Kinderbetreuungsmöglichkeiten fehlen. Auch typische Frauenberufe sind hier ein finanzielles Handicap, weil sie oft schlechter bezahlt werden. Zusammen mit dem Gender Pay Gap landen bei vergleichbarer Tätigkeit zwischen Männern und Frauen dann noch mal ca. 21% weniger Geld auf deinem Lohnzettel. (Quelle: tagesschau.de)
Mehr über das Thema Alleinerziehende findest du auf meinem Blog gut-alleinerziehend.de und in der Facebook Gruppe Gut alleinerziehend.