Nach 15 1/2 Monaten muss wohl auch ich es mir langsam eingestehen: Junior ist kein Baby mehr. Sondern ein richtiges Kleinkind. Er läuft zwar noch nicht allein durch die Gegend. Doch in wenigen Wochen wird wohl auch das Krabbeln, als letztes babyhaftes Relikt, der Vergangenheit angehören.
Irgendwie bin ich hin- und hergerissen zwischen Freude und Trauer. Freude über Juniors Entwicklung und Fortschritte. Trauer, da ich mich im Rückblick natürlich viel intensiver an die schönen Momente der Babyzeit erinnere.
Zu diesem Gefühlschaos gesellt sich dann noch diese Gewissheit: Da kommt etwas auf mich zu. Etwas, was mich häufiger an meine Grenzen bringen wird. Mich wachsen lässt. Und mein Mama-Leben noch bunter und bereichernder macht. Darf ich vorstellen? Junior – mein gefühls- und willensstarkes Kleinkind. In den letzten Tagen zeigte sich die ganze Bandbreite von Juniors Gefühlen und neu erworbenen Fähigkeiten. Jedoch auch meine derzeitige Dünnhäutigkeit in einigen Situationen sowie mein tägliches Lernen als Mama eines Kleinkindes in anderen.
In diesem ersten Teil geht es um einen übellaunigen Junior und meinen nicht unbedingt souveränen Umgang damit.
Episode 1: Wenn vermeintliche Kleinigkeiten im Drama enden …
AAAAAAAAARRRGHHHHH! Ich könnte schreien. Würde aber auch nichts bringen. Und gegen Juniors Gebrüll hätte ich jetzt ohnehin kaum eine Chance. Warum der Kleine (wie so oft in letzter Zeit) voller Inbrunst schreit und weint? Weil Mama die Dreistigkeit besitzt und doch tatsächlich die Nudeln abschütten will. Eine Tätigkeit, die sich nun mal sehr schlecht mit einem Kleinkind auf dem Arm verträgt. Und so habe ich nun eine furchtbar verzweifelt meckernde Wutwurst (so nenne ich Junior gern, wenn er wütend ist – hoffe, dass ist auch für alle mitlesenden Veganer*innen und Vegetarier*innen vertretbar) in meiner Küche. Die sich dramatisch über den Boden rollt und „Maaaamaaa“ kräht.
Die zurückliegende Nacht war schrecklich. Das stecke ich mittlerweile ganz gut weg. Aber nun verdient auch der Vormittag keine andere Umschreibung als furchtbar. Ich bin genervt. Von dem Chaos in der Wohnung, den Wäschebergen und ja, auch von Junior. Sein Verhalten macht mich dünnhäutig. Wohl auch, weil ich merke, dass nicht nur dieser eine Vormittag an meine Substanz gehen wird.
Die Backenzähne kommen. Junior leidet. Doch da ist noch mehr. Mein Baby legt gerade rasant die letzten Merkmale ab, die Babys so auszeichnen. Junior ist ein Kleinkind. Und ich spüre: Dieser neue Abschnitt wird mich nochmal ganz anders herausfordern als die nun zurückliegende Babyzeit.
An diesem Vormittag, das Nudelsieb in meiner Hand haltend und vollkommen übermüdet, Junior noch immer brüllend auf dem Boden, bin ich noch nicht bereit für diese Herausforderung. Überfordert mit der Situation und aus einem Gefühl der Hilflosigkeit heraus, fahre ich Junior an: „Sei doch endlich mal still!“. Zwei Spuren lauter als ich wollte und ganz klar zu laut, um es nicht als schreien zu bezeichnen. Sichtlich erschrocken hält Junior kurz inne. Um dann noch lauter zu weinen.
Ich lege das Nudelsieb aus der Hand und nehme Junior nun auf meinen Arm. Sofort kuschelt er sich an mich. Ich streichle seinen Kopf und entschuldige mich bei ihm. Erkläre, dass ich mich überfordert fühlte und das dummerweise an ihm ausließ.
Muss ich noch erwähnen, dass mich nun den gesamten restlichen Tag über das schlechte Gewissen plagte? Ich meine: Schreien hilft nicht. Nie. Und obwohl ich das weiß, schreie ich Junior an. Nicht häufig. Aber es kommt eben vor. Und ich weiß: Hier muss ich meine Impulsivität in den Griff bekommen. Und künftig besonnener handeln.
Mama muss nur kurz …? Nicht wenn die Backenzähne kommen
Derzeit empfinde ich es oft alsunheimlich kräftezehrend, mit Junior allein zu Hause zu sein. Dinge, die seit vielen Monaten häufig ohne Probleme gingen, gehen nun nicht mehr. Ein gutes Beispiel hierfür sind die täglichen Pflichten im Haushalt und rund ums Kochen. Junior möchte sich seit einigen Tagen nicht allein beschäftigen. Auch nicht kurz. Viel schöner ist es schließlich auf Mamas Arm durch die Gegend getragen zu werden. Oder an der Kuschel- und NahrungsquelleNummer 1: Mamas Brust.
Oh ja, die ist wieder im Dauereinsatz. Rund um die Uhr steht Mama, die laufende Milchbar bereit. Und wer mir nun kommt mit: „Aber mit 15 Monaten braucht ein Kind das doch nicht mehr!“, den frage ich: Ja, und was tun wenn das Kleinkind so gar keinen Bock aufs Essen hat und Muttermilch somit der zuverlässigste Schutz vor einer Gewichtsabnahme ist? Und da wir das geklärt hätten, können wir nun feststellen: Die Milchbar, manche nennen sie wie bereits erwähnt (habe ich doch, oder?) Mama, ist 24/7 gefordert.
Die Arme. Ach Mist, das bin ja ich. Wenn man etwas müde und im wahrsten Sinne des Wortes leer ist, dann bringt man schon mal was durcheinander. Hatte ich schon erwähnt, dass ich in dieser Woche ungefähr 100 mal Passwörter zurücksetzen musste? Sie fielen mir einfach nicht mehr ein.
Nun gebe ich mir größte Mühe dabei, Junior liebevoll durch diese, für ihn wohl noch viel anstrengendere Zeit als für mich, zu begleiten. Was übrigens nicht immer klappt (wie oben beschrieben). Doch egal wie sehr ich mich bemühe. Ich muss mich derzeit wohl einfach damit abfinden eben keinen kleinen Sonnenschein an meiner Seite zu haben. Sondern eher ein grummelndes Unwetter. Manchmal mit Starkregen und Hagel.
Ja, ich kann einem schon leid tun. Vor allem mir selbst. Doch dann gibt es da ja auch diese anderen Momente. Die, in denen anscheinend kein Backenzahn drückt und Junior Papa Junior und mich überrascht, belustigt oder auch zu Tränen rührt. Mehr dazu erfahrt ihr dann in Episode 2 rund um Juniors riesigen Entwicklungsschub mit 15 Monaten.
Und nun seid ihr gefragt: Was hilft euch in Situationen wie der geschilderten dabei, nicht an die Decke zu gehen und Frust und Wut an euren Kleinen auszulassen?
Wirklich gespannt auf eure Ratschläge und Erfahrungen grüßt euch
eure Jana