Ich liebe Junior und genieße es mehr und mehr, Mama zu sein. Und trotzdem ist nicht immer alles rosarot und wundervoll. Im Babyalltag komme ich immer wieder mal an einen Punkt, an dem ich gefrustet und genervt bin. Bevor der kleine Schatz mein Leben bereicherte, war es leichter, meine negativen Gefühle und die Anspannung in solchen Situationen zu verarbeiten. Sobald sich die Gelegenheit bot, konnte ich mich zurückziehen und ohne Rücksicht auf Verluste fluchen, weinen, brüllen oder auf etwas einschlagen (kam alles nur selten vor, war aber ab und an sehr befreiend). Zumindest hätte ich die Möglichkeit dazu gehabt.
Mit einem Baby an meiner Seite ist diese Art der Problembewältigung nicht mehr so leicht umzusetzen. Doch gerade seit die Zeit knapper, der Schlaf weniger und die Aufgaben mehr wurden (also seit Juniors Geburt), nehmen meine (manchmal auftretende) Gereiztheit und Übellaunigkeit bisher unbekannte Ausmaße an. Gestern war wieder einmal so eine Situation, in der ich total entnervt war. Erfahrt in diesem Artikel, wie ich wieder aus meinem „Wuttunnel“ fand und der Tag trotzdem noch sehr schön wurde.
Tausend Dinge zu erledigen – und das Baby will nicht schlafen
Insbesondere gefüllte Kissen sind für mich ausgezeichnet zum Frustabbau geeignet.
Heute Morgen kam ich an meine Grenzen: Besuch hatte sich angekündigt und ich wollte noch duschen (um wie ein Mensch auszusehen) und etwas aufräumen (um die Wohnung in etwa wie eine solche aussehen zu lassen).
Junior schafft es seit kurzem immer häufiger, auch tagsüber ohne mich zu schlafen (Yeah!). Der Kleine war eindeutig müde und schlief auch ein. Ich freute mich und raste unter die Dusche. Doch noch bevor ich den ersten Wassertropfen abbekam, schlug mein Babyphone Alarm. Junior war aufgewacht. Er musste mal und so hielt ich ihn ab. Dann versuchte ich ihn erneut zum Einschlafen zu bringen. Was auch flott klappte.
Wieder ging ich zur Dusche. Und wieder schlug das Babyphone Alarm. Junior ist erneut aufgewacht. Ich ging natürlich zügig zu ihm und versuchte, ihn vom nochmaligen Einschlafen zu überzeugen. Doch keine Chance! Nun war ich genervt. Wie soll ich denn zu etwas kommen, wenn der Kleine nicht endlich schläft? Und warum schläft Junior nicht? Er ist doch schließlich müde. Mein Blick wanderte immer wieder zur Uhr. Gleich steht der Besuch auf der Matte. Und die Bude sieht unmöglich aus. Und ich auch.
Der Frust kam … und ging
Ich war total gefrustet und gestresst. Irgendwo musste meine Aggression in diesem Moment hin. Da Junior nicht an die Fortführung seines Nickerchens dachte, beschloss ich, mit ihm ins Wohnzimmer zu gehen. Ich legte ihn sicher auf der Decke ab, gab ihm etwas zum Spielen und sagte ihm, dass ich gleich wieder zurück bin. Dann ging ich ins Schlafzimmer zurück und schüttelte mit maximalem Krafteinsatz und unter Gefluche unsere Decken aus. Das Ganze dauert keine zwei Minuten. Und doch ging es mir nach dieser Aktion viel besser. Die Aggression und der Frust waren für den Moment weggeschüttelt. Mit einem klaren Kopf ging ich nun zurück ins Wohnzimmer.
Hier spielte ich entspannt mit Junior. Meinen Besuch warnte ich einfach vor: „Achtung – hier ist derzeit absolutes Chaos. Wenn dich das stört, dann müssen wir uns bei dir treffen.“ Ich dachte mir: Als Mama mit gleichaltrigem Sohn wird meine Freundin sicher Verständnis haben. Und ihre Antwort hätte kaum entspannender für mich sein können: „Omg Chaos und Unordnung, also echt Jana Zustände sind das 😜…freu mich dich und Anton zu sehen, der Zustand eurer Wohnung ist mir ❤-lich egal 😘“.
Wir trafen uns bei mir. Und hatten eine tolle Zeit. Ja, die Wohnung sah schlimm aus. Aber deswegen sich und vor allem das Baby stressen? Nein, das ist pure Zeitverschwendung. Junior schlief übrigens doch noch ein. Fünf Minuten bevor unser Besuch eintraf, zu einem Zeitpunkt also zu dem ich alle Aufräum- und Duschpläne längst aufgegeben hatte, kuschelte er sich ganz entspannt neben mir in den Schlaf. Nicht einmal das Klingeln unserer Gäste weckte ihn auf. Und so verschlief er die ersten 40 Minuten mit unseren Besuchern.
Das Baby kann nichts dafür
Durch diese Situation habe ich wieder einmal zwei Dinge festgestellt: Ab und an müssen Stress und Anspannung bei mir einfach raus, um vernünftig denken zu können. Und den meisten Stress mache ich mir mitunter selbst. Ein häufiger Grund für diesen unnötigen Stress liegt in vermeintlichen Erwartungen meiner Mitmenschen, denen ich entsprechen möchte. Doch hat mein Umfeld wirklich diese Erwartungshaltung, von der ich oft einfach ausgehe? Das gestrige Beispiel zeigt, dass dies nicht immer der Fall ist. Und selbst wenn meine Mitmenschen Erwartungen haben, wie beispielsweise meine Wohnung oder ich aussehen sollten: Ist das Abmühen für die Erfüllung dieser es wert, sich selbst und damit auch sein Baby unter Druck zu setzen? Gibt es nicht auch immer eine Alternative, die den Druck nehmen oder zumindest verringern kann? In meinem Fall wäre das eben das Treffen an einem anderen Ort gewesen. Eigentlich keine große Sache, oder?
Es wäre also sinnvoll, wenn ich mir beim nächsten Mal einfach kurz Gedanken mache, wie sich meine Pläne mit den Bedürfnissen Juniors vereinbaren bzw. zugunsten dieser verändern lassen, statt vollkommen entnervt an meinen Vorhaben festzuhalten. Ob das klappen wird? Ehrlich gesagt, weiß ich das auch nicht. Denn im Babyalltag immer die Fassung und einen kühlen Kopf zu bewahren ist eine ziemlich anspruchsvolle Angelegenheit. Und überhaupt zu dieser Erkenntnis zu gelangen, war für mich gar nicht so leicht.
So merkwürdig das Einschlagen auf Kissen oder energische Schütteln von Decken auf manche, entspanntere oder erfahrenere, Mutter wirken mag: Für mich ist es definitiv ein Fortschritt. Leider kam es nämlich auch schon vor, dass Junior meine Gereiztheit zu spüren bekam. Einmal fragte ich ihn, im wütenden Tonfall, warum er nicht einfach schläft. Schon als ich die Worte ausgesprochen hatte, tat es mir leid. Juniors irritierter Blick brachte mich zum Weinen und ich entschuldigte mich auch sofort bei ihm. Ich nahm mir vor, dass ich mein kleines Baby, dass nichts für meine Erwartungshaltung kann, nicht als meinen „Blitzableiter“ missbrauchen darf.
Und so musste ich eben einen anderen Weg finden, negative Emotionen rauszulassen. Seit ich mich hin und wieder an Kissen oder Decken auslasse, um klare Gedanken fassen zu können, kann ich auch in stressigen Situationen geduldiger auf Juniors Bedürfnisse eingehen. Und das ist doch die Hauptsache. Der Weg zu weniger Anspannung und Frust ist da, meiner Ansicht nach, doch zweitrangig.
Zum Schluss einige Fragen an euch: Kennt ihr diese Frustmomente und negativen Emotionen? Was hilft euch dann? Wie schafft ihr es, trotzdem geduldig auf euer Kind einzugehen? Habt ihr Tipps, wie es gar nicht erst zu so viel Stress und Anspannung kommt? Über eure ehrlichen Antworten würde ich mich sehr freuen.