
Glänzend wie eine Ölsardine vom vielen Schwitzen, zersaustes Haar, ein hochroter Kopf, mit Apfelmus und Milchreis bekleckert und vielleicht ein kleines bisschen durch den Wind: Nein, einen souveränen Eindruck oder schönen Anblick kann ich meiner Nachbarin letzte Woche wahrlich nicht geboten haben.
Was mich derart aus der Fassung brachte und meinen Puls in die Höhe trieb? Knapp zwei Stunden allein mit zwei Babys zur Mittags(schlaf)zeit.
Erfahrt in diesem ersten Teil, warum die Startbedingungen für meinen ersten Babysittereinsatz nicht unbedingt optimal waren …
Aufpassen auf zwei Babys? Kein Problem!
Aus mehrfacher Hinsicht hatte es die vergangene Woche in sich. Meine tolle Nachbarin hatte durch einen familiären Notfall dringenden Betreuungsbedarf für ihren Babysohn und natürlich bin ich da eingesprungen. Vor einigen Monaten war sie schließlich auch eine tolle Babysitterin für Junior (siehe hierzu mein Protokoll einer aufgeregten Mutter). Außerdem brauchte meine Nachbarin in dieser Ausnahmesituation wirklich Hilfe. Und so hörte ich mich optimistisch auf ihre Betreuungsanfrage flöten: „Klar pass ich auf deinen Kleinen auf.“
Wichtig war mir allerdings, das ich in ihrer Wohnung auf ihr Baby und Junior aufpasse. Denn bei uns herrschte Chaos. Babysicher? Nein, dieses Prädikat hatte unsere Wohnung letzte Woche wirklich nicht verdient. Und ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass dieses nur dem Großeinkauf im schwedischen Möbelhaus und den begonnenen Aufbauarbeiten anzulasten war. Ein weiterer Grund für mich, in der Wohnung meiner Nachbarin auf die Babys aufzupassen? Ich hoffte, dass die gewohnte Umgebung für ihren Kleinen meinen Betreuungseinsatz etwas erleichtert. Glücklicherweise war mein Wunsch dann auch kein Problem für meine Nachbarin.
Der Babysohn meiner Nachbarin ist übrigens knapp einen Monat älter als Junior. Er hat jedoch ein ganz anderes Temperament. So spielt Junior beispielsweise auch gern mal allein vor sich hin. Gründlichst befühlt, betrachtet und beknabbert er Spielzeug und alles, was er zu fassen bekommt. Andere Babys und Kinder findet Junior interessant und beobachtet sie auch gern. Doch das lieber mit etwas Sicherheitsabstand. Laute Geräusche mag der Kleine überhaupt nicht. Da wird dann vor Angst und / oder Schreck auch mal losgeweint.
Ganz anders ist da das Baby, auf das ich aufpassen sollte. Stillsitzen? Laaaangweilig! Ruhe? Vollkommen überbewertet! Sowohl Freude als auch Missfallen werden lautstark (aber zumindest die Freude so unfassbar niedlich hopsend) mitgeteilt. Und zwar so lautstark, dass Junior auch schon einige Male vor Angst weinte. Außerdem ist der Kleine sehr kontaktfreudig.
Dabei ist seine Art der Kontaktaufnahme sehr forsch. Auf andere Babys stürmt er einfach zu. Meist laut schreiend: „Hallo, hier komme ich!“. Zumindest deute ich diesen Ausruf so. Hat der Kleine dann, in mittlerweile rasantem Tempo, sein Ziel erreicht, muss er dieses natürlich erkunden. Sanft geht er dabei, seinem Temperament entsprechend und wie wohl die meisten Babys, nicht vor.
Sorgen hatte ich vor meinen ersten Stunden allein mit zwei Babys trotzdem nicht. Schließlich kennen sich die beiden durch viele gemeinsam verbrachte Stunden mittlerweile gut. Das Zuhause seines Babynachbarn ist Junior ebenfalls vertraut. Und der Sohn meiner Nachbarin ist ein fröhliches und aufgewecktes Baby, mit dem ich sicher gut über die geschätzt zwei Betreuungsstunden kommen werde. Insbesondere da durch Junior ja auch für Abwechslung und Spannung gesorgt ist.

Gute Vorbereitung ist alles, oder?
Nur eine Sache bereitete mir im Vorfeld meines Betreuungseinsatzes etwas Sorgen: Das Timing war nun nicht gerade optimal. Um 09.30 Uhr am Morgen stand Juniors U6 sowie die Masern-Mumps-Röteln-Impfung an. Nach seinen bisherigen Impfungen brauchte Junior bisher immer Ruhe und Schlaf. Nun sind ruhige Momente mit dem Babysohn meiner Nachbarin, wie eben beschrieben, eher weniger zu erwarten.
Erschwerend hinzu kam der Umstand, dass der dringende Termin meiner Nachbarin um 11.30 Uhr begann. Meine Hilfe war also zwischen etwa 11.15 Uhr und 13.00 Uhr gefragt. Also über die Mittagszeit. Essens- und für viele Babys auch Schlafenszeit. Eine mitunter sehr quengellastige und anstrengende Zeit. Erschöpft und hungrig vom Morgen und Vormittag brauchen die Kleinen oftmals Mamas oder Papas Hilfe, um nach einem leckeren Essen zur Ruhe zu kommen.
Mir wurde klar: Meine Betreuungsmission kann nur gelingen, wenn ich vorab Zeit in eine gründliche Vorbereitung investiere. Und so kochte ich am Abend zuvor köstliche Michreisschnitten mit geschälten und gedünsteten Äpfeln (nach diesem Rezept von www.breifreibaby.de). Ich hielt den Gedanken, allein mit zwei Babys und in einer Küche, die nicht meine ist, ein leckeres Mittag zu kochen einfach für zu abwegig.
Außerdem packte ich schon am Abend meinen riesigen Rucksack für den Arztbesuch und die Mission „Allein mit Zweien“. Mit meinem Equipment für alle Fälle hätte ich wohl auch eine Woche mit den Babys in den Urlaub fahren können. Dabei fehlt es in der Wohnung meiner Nachbarin natürlich auch an nichts, was wichtig und schön fürs Baby ist. Doch sicher ist sicher. Soll ja keiner den Eindruck gewinnen, dass ich schlecht vorbereitet bin.
Vielleicht waren das Kochen und Zusammenkramen sowie Einpacken viel zu vieler Dinge aber auch eine Art Beruhigungsritual für mich. Denn etwas aufgeregt war ich schon. Was mache ich bloß, wenn der Sohn meiner Nachbarin seine Mama so vermisst, dass ich ihn nicht beruhigt bekomme? Oder wenn Junior nach seiner Impfung nur schlafen möchte, es aber in der ungewohnten Umgebung und mit zweitem Baby nicht kann? Beruhigend wirkte bei solchen Gedanken dann mein Mantra: „Der Zeitraum ist nur kurz. Du schafffst das!“.
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Erschwerte Startbedingungen
Und dann war er auch schon da, der aufregende Tag. Am Morgen ging es zum Kinderarzt. Wie schön hatte ich das geplant: Eine Stunde vor dem Termin sollte es losgehen, damit Junior auf dem Weg noch mindestens eine halbe Stunde schlafen kann. Doch wie das im Baby-Alltag so ist mit den Plänen: Es wurde nix draus! So gingen wir zwar nur mit leichter Verspätung von etwa 15 Minuten los. Ausreichend Zeit für ein Nickerchen war also defintiv noch vorhanden. Doch Junior fand es einfach viel zu spannend draußen. Fünf Minuten vor Ankunft in der Praxis übermannte den Kleinen dann doch der Schlaf.
Mir graute es davor, doch wir mussten Junior wecken. Glücklicherweise bekam Papa Junior (der stets mit muss zum Impfen, da ich es nicht übers Herz bringe, Junior dabei festzuhalten) das sehr sanft hin. Somit war unser Schatz erstaunlich gut gelaunt beim Betreten der Praxis. Das änderte sich natürlich schlagartig bei der Untersuchung und erst recht bei den zwei Spritzen in die Oberschenkel.
Zwar ließ Junior sich schnell trösten, doch auch auf dem Rückweg vom Arzt schlief er nicht, wie erhofft, ein. Und so ging es übellaunig und ohne Vormittagsschläfchen hoch zur Nachbarin und ihrem Babysohn. Muss ich noch erwähnen, dass er ebenfalls kein Nickerchen eingelegt hatte?
Natürlich versuchte ich, mir das ungute Gefühl, welches mich bei dem Gedanken an ein paar Stunden allein mit zwei übermüdeten Babys beschlich, vor meiner Nachbarin nicht anmerken zu lassen. Und so sagte ich zu ihr, vielleicht in etwas zu hoher Tonlage für jemanden der total entspannt wirken möchte: „Mach dir keine Sorgen. Ich kriege die beiden schon bespaßt.“
Anscheinend nahm mir meine Nachbarin die aufgesetzte Lässigkeit ab. Nun ja. Sie hatte auch wirklich anderes im Kopf. Ihre Antwort: „Daran habe ich auch gar keine Zweifel.“ Uii – immerhin eine von uns glaubte an mich.
Da Junior wirklich extrem müde wirkte, zog ich mich mit ihm ins Schlafzimmer zurück. Dort stillte ich ihn in den Schlaf. Selten habe ich dabei so angespannt auf die Uhr geschaut. Schließlich wartete meine Nachbarin darauf, pünktlich zu ihrem Termin aufzubrechen. Und um 11.10 Uhr war es dann auch soweit. Junior war eingeschlafen und ich verließ das Schlafzimmer, um auf ihren Sohn aufzupassen.
Anmerkung: Glaubt bloß nicht, dass Junior in einem Reisebettchen oder eigenem Bett schlafen würde. Glücklicherweise schätzen auch unsere Nachbarn die Vorzüge eines Familienbettes 😉
Und da war ich nun. Allein mit Zweien …
Die FORTSETZUNG FOLGT in einer Woche mit dem Protokoll meines ersten Betreuungseinsatzes in Teil zwei von „Klar passe ich auf dein Baby auf oder: Von Apfelmus im Haar, Augengepiekse und anderen Katastrophen“.
Noch immer ganz durch den Wind nach all der Aufregung grüßt euch
eure Jana