it diesem Artikel folge ich dem Blogparade-Aufruf von Perlenmama. Warum? Weil die Situation, die sich nun weiter zu verschlechtern droht, einfach unhaltbar ist. Die Bedeutung einer guten Betreuung durch eine Hebamme bei der Geburt kann kaum überschätzt werden. Dann will ich mir mal vorstellen, wie Juniors Geburt ohne Hebamme gelaufen wäre …
#OhneHebamme
Unser Sohn wurde in einem großen Krankenhaus in Berlin geboren. Eine Beleghebamme hatten wir nicht gefunden und so musste ich einfach hoffen, dass ich mit der Hebamme – bzw. je nach Geburtsdauer – den Hebammen im Krankenhaus zurecht komme.
Etwas mulmig war mir schon, denn vorher hatte ich viel über die „Massenabfertigung“ im Krankenhaus und die fehlenden Ressourcen für eine angemessene Begleitung der Gebärenden gelesen.
In diesem Kreißsaal erblickte Junior das Licht der Welt. Ich bin unendlich dankbar dafür, dass unsere Betreuung durch die Hebamme im Krankenhaus sehr gut war.
Im Nachhinein stelle ich fest, dass wir einfach Glück mit dem Timing hatten. Denn als ich mit Wehen im Krankenhaus ankam, war ich die Einzige, die zu dieser Zeit auf natürlichem Wege entband. Dadurch konnte ich den „Luxus“ einer umfassenden Betreuung der Hebamme auf Station genießen.
Dafür bin ich so unendlich dankbar, denn ich bin fest davon überzeugt, dass ich vor allem durch die tolle Unterstützung sagen kann: Die Geburt war irre schmerzhaft, aber toll. Sie war interventionsarm, ohne Komplikationen, mit nur leichten Geburtsverletzungen und zügig. Mich begleitete das Gefühl, in erfahrenen und guten Händen zu sein.
Wie wäre die Geburt ohne Hebamme gewesen?
Es fällt mir schwer, mir auszumalen wie die Geburt ohne die Hebamme gelaufen wäre. Ich hatte sofort Vertrauen zu ihr, als ich sie in der Eröffnungsphase der Geburt kennenlernte. Ihre Anwesenheit hat mir eine gewisse Sicherheit gegeben. Ohne ihre tolle Begleitung wäre Juniors Geburt wohl ganz anders verlaufen …
Ohne Hebamme hätte ich mich sicher nicht in die Badewanne getraut, die mir ganze zwei Stunden bei der Bewältigung der Wehen half.
Ohne die tolle Unterstützung der Hebamme hätte ich viel zu früh dem unfassbaren Druck zu pressen nachgegeben und auch nicht gewusst, in welcher Phase der Geburt wir uns wann befinden.
Ohne die kompetente Begleitung hätte ich meine Position viel seltener verändert und die Geburt hätte länger gedauert.
Ohne die motivierenden Worte der Hebamme hätte mir an mancher Stelle sicher die Kraft gefehlt, weiter an die Fähigkeiten meines Babys und meine eigene Stärke zu glauben.
Ohne die Hebamme hätte ich in der Pressphase nicht so stark und aktiv mitgearbeitet.
Ohne die Erfahrung der Hebamme wäre ich mit meiner Geburtsverletzung sicher nicht so glimpflich davon gekommen.
Doch mit Abstand am wichtigsten: Vielleicht wäre Junior ohne das Wissen und die Kompetenz der Hebamme nicht gesund zur Welt gekommen. Seine Nabelschnur hatte sich um seinen Hals gelegt und aus diesem Grund war meine aktive Mitarbeit für die letzte Geburtsphase umso wichtiger.
Ich wusste dies während der Geburt nicht, da die Hebamme erfahren genug war, zu wissen, dass eine solche Information dem weiteren Geburtsverlauf nicht zuträglich gewesen wäre.
Fehlende Menschlichkeit und Wärme ohne Hebamme
Ohne die Begleitung der Hebamme hätte der Geburtsbegleitung im Krankenhaus ein elementarer Bestandteil gefehlt: Die Wärme und Menschlichkeit, die ich allen werdenden Mamas und vor allem ihren Babies für die Geburt wünsche.
Ich werde beispielsweise nie vergessen, als die Hebamme zu mir sagte: „Und jetzt kommt der Punkt, ab dem du fluchen und uns beleidigen darfst.“ als die Schmerzen noch heftiger wurden und es in Richtung Finale ging. Ich hatte zwar nicht den Drang, Papa Junior oder die Hebamme zu beleidigen. Das Fluch-Angebot nahm ich jedoch sehr gern an.
Durch Sätze wie diese hatte ich das Gefühl, dass uns da jemand in dieser Situation unterstützt, der weiß, wie ich mich fühle und gleichzeitig vermittelt: Alles wird gut. Die unfassbaren Schmerzen gehören dazu und du wirst es schaffen.
Eine Geburt ohne Hebamme? Unvorstellbar!
Die Geburt wäre ohne Hebamme sicher nicht so reibungslos und schön verlaufen. Ich wäre unsicherer gewesen und hätte nicht so aktiv mitarbeiten können.
Ich bin mir darüber bewusst, dass die Betreuung während der gesamten Geburt in der Situation, die in den Krankenhäusern derzeit herrscht, ein Glücksfall und „Luxus“ war. Dabei wünsche ich viel mehr Familien einen so schönen Start in ihr neues Leben.
Doch mein Wunsch ist weit von der Realität entfernt. Die Situation droht sich weiter für die Hebammen und somit auch die Gebärenden zu verschlechtern. Ich kann nicht hinnehmen, dass die Geburt für mehr und mehr Frauen zur traumatischen Erfahrung zu werden droht, da es unter den schlechten Bedingungen immer weniger Hebammen gibt, die die Geburten begleiten.
Von ihrer Erfahrung profitieren so viele Menschen – es sind nicht nur die Frauen. Wenn die Geburt kompetent und einfühlsam von einer Hebamme begleitet wurde, geht es der gesamten Familie beim Start ins neue Familienleben besser.
Es ist höchste Zeit, dass die Hebammen in der Ausübung ihrer Arbeit nicht noch weiter beschränkt, sondern gestärkt und anerkannt werden. Für die immens wichtige Arbeit, die sie leisten.
Update am 09.09.2017: Leider sieht es derzeit überhaupt nicht danach aus, dass sich die Situation rund um den Hebammenberuf verbessert. Hier findet ihr zwei Artikel zum Thema, die mich traurig und wütend machen: http://www.vonguteneltern.de/das-war-es-wohl-mit-dem-wochenbett/ und http://www.huffingtonpost.de/2017/07/01/kreissaele-schliessen-babyboom-ueberfuellt_n_17332622.html.
Wie seht ihr die Entwicklung in diesem Bereich? Hinterlasst mir gern einen Kommentar mit euren Gedanken und Erfahrungen zum Thema.
Nachdenkliche Grüße,
eure Jana