Seit seiner Geburt wird Junior nach Bedarf gestillt. Da ist es für uns der nächste logische Schritt, ihn das Essen selbst entdecken zu lassen. Aus diesem Grund soll der Beikoststart bei uns breifrei und mit der Methode des „Baby-led Weanings“ erfolgen. Auch nach ausgiebiger Lektüre von Büchern, Broschüren und Webseiten sowie vielen kritischen Fragen aus dem Umfeld („Aber Babys haben doch schon immer Brei bekommen?!“), blieb unser Entschluss, es mal zu probieren.
In den nächsten Wochen schildere ich, wie diese Art der Beikosteinführung bei uns funktioniert, wie es uns dabei geht und was gut und auch nicht so gut geklappt hat. Willkommen zu Teil zwei (hier geht es zum ersten Teil der Reihe).*
Buchtipp für alle (Bald)-Breifrei-Eltern
Mein Buchtipp zum Baby-led Weaning: Der Ratgeber von Tatje Bartig-Prang* rund um Theorie und Praxis. Besonders gelungen? Die vielen Rezepte & die fachlich fundierten, dabei aber locker-lässig niedergeschriebenen (wie das ganze Buch übrigens) Hinweise rund um die Bedenken und Kritik am alternativen Beikostweg (siehe ausführlichen Beitrag im ersten Teil meiner Babybibliothek).
Tag 8, 21.05.2017 – Nudelspaß
Heute war Papa Junior wieder voll in unsere Mahlzeiten involviert, da an diesem herrlichen Sonntag weder Arbeit noch andere Verpflichtungen für ihn anstanden. Und da gute Laune experimentierfreudig macht, servierten wir dem Kleinen zum Mittag tatsächlich Nudeln. Wir wählten „Tortiglioni„, da diese aus unserer Sicht gut für kleine Patschehände zu greifen sind.
Junior fackelte nicht lang und hatte ganz fix die erste Nudel in der Hand. Doch dann saugte er sehr stark an seiner Faust und wirkte unruhig. Und da fiel mir ein: Nachdem wir vom Spaziergang (von dem der kleine Sonnenschein einen Großteil schlafend verbrachte) wieder zu Hause angekommen waren, hatten wir noch gar nicht gestillt. Also ging es erstmal an meine Brust.
Kurz danach musste Junior dann sein Geschäft verrichten. Erst danach kehrten wir zum Esstisch zurück und versuchten es nochmal mit „Aktion Nudel“. Der neugierige Entdecker griff recht geschickt nach den Nudeln und untersuchte mehrere mit dem Mund. Dabei landete auch etwas Pasta in diesem. Doch ein Großteil war ihm zu groß zum Schlucken und so würgte er diesen wieder heraus. Insgesamt landete vielleicht die Menge von ein bis zwei Nudeln in Juniors Bäuchlein. Doch das Matschen, Befühlen und Kosten bereitete dem Sohnemann Freude und genau darum geht es ja auch am Anfang beim „Baby-led Weaning“.
Da der kleine Schatz heute insgesamt nur sehr kurz tagsüber schlief und quengelig war, entschieden wir uns gegen ein Essensangebot am Abend. Der übermüdete Junior musste dringend ins Bett und es hätte wenig Sinn ergeben, ihn mit neuen bzw. weiteren Sinneseindrücken zu konfrontieren.
Tag 9, 22.05.2017 – (Fast) Beikostpause
Heute waren wir beim Babyfrühstück und dort durfte der Kleine eine Gurkenscheibe probieren. Von dieser landete durch das neugierige Lutschen und Betasten aber nur sehr wenig in Mund und Magen. Da dann am Nachmittag Besuch kam und der Tag schon aufregend für den Sohnemann war, gab es heute auch am Abend kein Essangebot. Man könnte also den heutigen Tag als Beikostpause betrachten.
Ich hoffe wirklich, dass ich künftig auch an vollgepackten Tagen, Essensangebote für Junior schaffen kann. Wobei ich mir die Integration in den Alltag auch etwas leichter vorstelle, sobald er in einem Hochstuhl sitzen kann und wir alle gleichzeitig unsere Mahlzeit einnehmen (bitte sagt mir nicht, dass das ein Irrglaube ist).
Tag 10, 23.05.2017 – Iiiih, das schmeckt mir gar nicht
Papa Junior und ich wurden heute Zeugen einer Premiere: Dem kleinen Sonnenschein schmeckte es heute nicht. Sowohl zur Mittagszeit (da aber noch ohne Papa), als auch am Abend (und wie immer kurz nach einer kleinen Stillrunde) boten wir Gurke an. Diese wurde auch sofort interessiert befühlt. Allerdings fiel es dem Kleinen zunächst schwer, die Gurkenscheiben zum Mund zu führen. Die ungewohnte runde Form stellte wohl eine Herausforderung für ihn dar. Doch nach kurzer Zeit hatte der Junior den Bogen dann raus.
Kaum hatte er ein kleines Gurkenstück abgeknabbert, verzog er dann jedoch sein Gesicht. Irritiert kaute er kurz weiter. Doch dann war der Sohnemann sich sicher: „Mama, das schmeckt mir nicht.“ Und so landeten auch keine weiteren Gurkenstücken in seinem Mund. Er befühlte die Scheiben nun nur noch oder lutschte ein bisschen an diesen herum. Doch schon hierbei verzog er immer wieder sein Gesicht und schaute unzufrieden.
Am Abend boten wir erneut Gurke an – mit gleichem Ergebnis. Als Spielzeug wurden die grünen Scheiben ja noch akzeptiert, aber sobald Junior ihren Geschmack wahrnahm, war es mit der guten Laune vorbei und das Gesicht wurde zu einer Grimasse. Gurken scheinen seinen Gechmack also (noch?) nicht zu treffen.
Tag 11, 24.05.2017 – So viel Action (nur nicht beim Essen)
Heute war einfach so viel los und Juniors Schlafzeiten derart neben der Spur, dass ich nicht dazu kam, Essensangebote zu machen. Ich schäme mich ein bisschen und gelobe Besserung. Vermutlich hilft da nur eine bessere Planung der Mahlzeiten im Voraus. Wobei ich ohnehin vorhabe, bald richtige Mahlzeiten für uns alle zu kochen und dem Kleinen diese dann anzubieten. Der Vorteil ist klar: Da wir dann alle gemeinsam essen, muss ich nicht extra Zeit für Juniors Mahlzeiten freischaufeln. Und so kommen wir dann dem Gedanken des „Baby-led Weaning“ auch ein großes Stück näher.
An dieser Stelle noch ein Literaturtipp: Ich habe nun endlich ein Buch zum Thema gefunden, dass mich komplett überzeugen konnte. Der Theorieteil ist derart angenehm und humorvoll geschrieben, dass das Lesen richtig Spaß gemacht hat. Außerdem bietet das Buch flotte und familientaugliche Rezepte (sogar Gerichte, die man einhändig zubereiten oder essen kann, werden vorgestellt – da merkt man doch, dass die Autorin selbst Mutter ist). Es handelt sich hierbei um das Buch „Breifrei: Baby-led-Weaning: Einmal kochen – alle essen mit„* von Tatje Bartig-Prang.
Tag 12, 25.05.2017 – Die große Auswahl
Heute ist Christi Himmelfahrt und Papa Junior hat zwar frei, genießt aber zwei entspannte Tage mit dem besten Freund. Glücklicherweise ist meine Mama zur Unterstützung und als nette Gesprächspartnerin da. Erstmals bot ich Junior heute bereits zum Frühstück Beikost an. Es gab Bananenscheiben. Im Magen landete allerdings nichts vom süßen Obst. Voller Spaß zermanscht und untersucht wurde es aber.
Zum Mittag hatte der kleine Sonnenschein die Auswahl zwischen Nudeln und gekochten Karotten. Häufig ist es mittlerweile so, dass der Kleine schon nach dem Essen greift, bevor wir überhaupt richtig Platz genommen haben. So war es auch diesmal. Innerhalb von Sekunden hatten die Patschehändchen Karottenstick und Nudel geschnappt. Nach ein bisschen rumgemansche und zerdrücken der Leckereien, wurde dann die Karotte mit dem Mund untersucht. Und schwupps war ein großes Stück im Mund.
Heute machte Junior dann zum ersten Mal deutlich erkennbare Kaubewegungen und ich hatte den Eindruck, dass ein bisschen Karotte auch zerkleinert im Magen ankam. Er griff immer wieder im Wechsel nach weiteren Karottensticks und nach Nudeln. Er knabberte jedoch nur an den Karotten herum. Die Nudeln behielt der Sohnemann einfach in seiner Hand, bis sie dann irgendwann zu Boden fielen.
Das Würgen war heute wieder vorhanden, aber harmlos. Die Mahlzeit wurde heute recht plötzlich durch Juniors Neugier beendet. Denn er versuchte immer wieder, sich, während er auf meinem Schoß saß, auf seinen Bauch zu drehen. Er schaute sich aufgeregt überall um und entdeckte ständig Dinge, die er wesentlich spannender als das Essen fand. Wir beschlossen, keinen Druck auszuüben und diesem ausgeprägten Entdeckungstrieb nachzugeben.
Zum Abendessen gab es erneut Nudeln. Und nun waren diese ruck zuck im Mund und wurden mit dem zahnlosen Kiefer ordentlich zermalmt. Es scheint dem Kleinen gut geschmeckt zu haben, denn zügig schnappte er sich eine Nudel nach der anderen. Die tatsächlich verspeiste Menge schätzen wir insgesamt auf etwa eine Nudel. Als Junior wieder mit gewagten Drehmanövern auf meinem Schoß begann, wussten wir, dass es nun Zeit war, das Essen zu beenden.
Tag 13, 26.05.2017 – Wieder neue Herausforderungen für Junior
Heute probierten wir zum ersten Mal ein Rezept aus meinem oben erwähnten Buchtipp. Es gab „Französiche Crêpes“ zum Frühstück, freundlicherweise zubereitet von meiner Mama. Es handelte sich hierbei um Juniors erste, „richtige“ Mahlzeit. Denn bisher gab es ja ausschließlich Fingerfood und einzelne Nahrungsmittel, die wir bzw. ich ihm anboten.
Als eher etwas überbesorgte Neu-Mama hatte ich gleich Sorgen, ob der Kleine denn so viel auf einmal (Mehl, Milch, Eier und Butter) verträgt. Ich rief mir aber in Erinnerung, dass er ja schon über sieben Monate alt ist und sein Verdauungstrakt somit sicher schon etwas robuster ist und das die Menge, die in seinem Bäuchlein landet, wohl sehr überschaubar sein wird. Diese Gedanken halfen mir, mich entspannt mit Junior auf dem Schoß an den Esstisch zu setzen. Meine Mama nahm gegenüber Platz und der Kleine freute sich, ihr beim Essen zuschauen zu können.
Sein Interesse galt ihr jedoch nicht lang. Die kleinen Patschehändchen griffen sich, schon nach wenigen Sekunden am Tisch, die Crêpes-Röllchen (die Crêpes habe ich geviertelt und dann die Stücken zu kleinen Röllchen geformt, auf eine Füllung habe ich heute noch verzichtet). Junior war sichtlich fasziniert von der Rolle in seiner Faust und führte diese zur genaueren Betrachtung zum Mund. Sein erster Bissen war wieder recht großzügig. Doch mit seinen Kaubewegungen bewältigte der kleine Sonnenschein diesen wirklich gut. Er würgte etwas, aber mein Eindruck war, dass viel im Babybauch ankam.
Interessanterweise verzog Junior bei jedem Bissen das Gesicht, als hätten wir im Zitrone gegeben. Trotzdem kostete er immer wieder, bis alle Crêpesstücken verputzt oder am Boden waren. Da sein Interesse noch groß schien, flitzte meine Mama in die Küche und bereitete weitere Röllchen vor. Junior untersuchte weiterhin aufmerksam und futterte noch Minimengen, bevor er sich wieder mehr für die Umgebung interessierte, stramplete was das Zeug hält sowie seinen Auf-den-Bauch-Dreh-Stunt probierte. Zeit also, um das Frühstück zu beenden.
Zum Mittagessen gab es heute eine weitere Premiere. Junior bekam Kartoffelschnitze angeboten. Auch auf diese stürzte er sich geradezu. Die Konsistenz lud erstmal zum ausgiebigen Rummatschen ein und schnell sah Junior aus, als hätte er in Katoffelbrei gebadet. Der Kleine führte auch ein Stück Kartoffel zum Mund und versuchte sich daran.
Doch dies schien ihm etwas schwerer zu fallen, als bei den letzten Speisen. Er würgte viel und übergab sich. Natürlich hat mich das erschrocken. Doch Junior wirkte total entspannt und hatte sogleich den nächsten Kartoffelschnitz angeknabbert. Ich bemühte mich also, ebenso entspannt zu bleiben. Viel Kartoffel hatte der kleine Sonnenschein nicht gegessen, als er uns zeigte, dass er keine Lust mehr auf Essen hatte.
Da wir heute Besuch vom Opa hatten und viel los war, bevor Junior sehr müde ins Bett gebracht wurde, gab es am Abend kein Futterangebot mehr für ihn.
Tag 14, 27.05.2017 – Nudelspaß, Teil 2
Und so wie unsere zweite Beikostwoche begann, so endet sie auch. Wir waren heute zum Geburtstag unserer tollen Nachbarin im Berliner Umland eingeladen und zum Mittagessen gab es Spirelli mit Tomatensoße. Junior nahm heute auf Papas Schoß Platz und ich konnte ganz entspannt und zur Abwechslung mal mit beiden Händen mein Essen genießen. Da der Tisch für den kleinen Sonnschein von Papas Schoß aus nicht gut zu erreichen war, legte dieser ein paar Nudeln in seine flache Hand und ließ Junior dann zugreifen. Das funktionierte sehr gut und ratzfatz waren mehrere Nudeln verputzt.
Junior musste kaum würgen und kaute die Spirellis kräftig durch. Wir schätzen, dass eine Menge von etwa fünf Nudeln im Babybauch landete. Damit war das die bisher umfangreichste Mahlzeit für den Kleinen.
Am Abend wurde lecker gegrillt und für Papa Junior und mich gab es also eine riesige Auswahl an Leckereien. Doch für Junior war aus unserer Sicht noch nicht viel passendes dabei. Papa entdeckte dann aber den gut gefüllten Brotkorb und gab dem kleinen Sonnenschein ein bisschen Brot. Interessiert lutschte Junior daran herum, Ministücken wurden auch geschluckt. Doch die anderen Gäste der Feier beim Essen zu betrachten, war dann wohl doch noch interessanter für Junior.
Kurzes Fazit zu Woche 2:
Ich bin überrascht, wie schnell sich das Würgen verbessert hat. Auch Juniors Geschicklichkeit beim Greifen der Nahrung hat sich, aus meiner Sicht, erstaunlich flott gesteigert. Die verspeisten Mengen sind noch immer sehr klein. Doch damit habe ich gerechnet und es ist ja auch überall nachzulesen, dass das am Anfang die Regel ist. Glücklicherweise hat Junior bisher alle angebotenen Lebensmittel gut vertragen.
Ich bin auch froh, dass ich nun ein Buch zum „Baby-led Weaning“ gefunden habe, dass viele einfache und schnelle Rezepte bereithält. Für die nächste Woche habe ich mir fest vorgenommen, mehr Regelmäßigkeit in die Nahrungsangebote zu bringen und einige der Rezepte nachzukochen. Im dritten Teil unseres Beikosttagebuches erfahrt ihr dann, wie gut sich meine Vorhaben in den Alltag integrieren ließen.
Mit großem Appetit (durch die vielen leckeren Rezepte) grüßt euch
eure Jana
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