„Trends sind mir bei der Auswahl des Babynamens vollkommen egal!“ Oder?
Es ist vielleicht ein bisschen wie die Sache mit der Werbung. Werden Personen befragt, welche Einflussfaktoren ihrer Entscheidung zugrunde liegen, so fallen die Antworten unterschiedlich aus. Nur eines erstaunt: Werbung nimmt oftmals einen recht geringen Stellenwert ein. Doch wie deckt sich das mit den enorm hohen Ausgaben der Firmen in diesem Bereich? Ist den Menschen möglicherweise einfach nicht bewusst wie sehr sie sich von Spots und Anzeigen beeinflussen lassen? Hinzu kommt: Besonders fortschrittlich und hip wirkt das Geständnis des werbegeleiteten Kaufs jetzt nicht. Nicht mal oder gar insbesondere vor sich selbst.
Nun gehöre ich zu den Menschen, die auch durch ihren erlernten Beruf nicht unbedingt die Wirkung von Maßnahmen zur Absatzsteigerung unterschätzen. Dafür erging es mir vor ziemlich genau zwei Jahren in Bezug auf ein anderes Thema wie soeben beschrieben. Die Rede ist von der Auswahl des Vornamens für mein erstes Kind. Welches sich zu dieser Zeit noch in meinem stetig wachsenden Bauch befand.
Als werdende Erstlings-Mama verfügt man ja vergleichsweise über jede Menge Zeit. Dankbar für jede Inspiration in Sachen Babynamen wurde damals geblättert und gescrollt was das Zeug hält. Dabei war ich mir bei einer Sache jedoch sehr sicher: Von den vorgestellten Namenstrends lasse ich mich sicher nicht beeinflussen. Ist mir doch egal, welcher der beliebsteste Jungenname im letzten Jahr war. Welche altdeutschen Namen plötzlich wesentlich häufiger von Neu-Eltern gewählt wurden. Oder ob Doppelnamen wieder hip sind. Es ist doch ganz einfach: Einen Namen finde ich schön oder eben auch nicht. Da sind mir „die Anderen“ doch herzlich egal!
Warum mein Kind fast wie ein Serienheld gehießen hätte
Diese Füßchen gehören doch eindeutig zu einer Emma. Oder doch eher zu einer Clara, Carlotta, Elsa? Ja, die Suche nach dem passenden Vornamen stellt werdende und frischgebackene Eltern vor die Qual der Wahl.
Doch wäre es so einfach gewesen, würde ich nicht gerade tippend an meinem Laptop sitzen. Denn wie so oft im Leben (vor allem in denen, in denen Kinder eine nicht unwesentliche Rolle spielen), musste ich feststellen: Meine Vorstellung und die Realität sind nicht immer einer Meinung. Und so geschah es, dass mich an unerwarteter Stelle plötzlich eine Namensinspiration heimsuchte.Papa Junior und ich schauten eines schönen Abends eine Serie beim Streamingdienst unseres Vertrauens. Und als der Titelheld wieder einmal total heldenhafte Dinge tat, dachte ich mir: Dieser Name ist doch wirklich toll. Schöner Klang, kein Allerweltsname, doch einfach auszusprechen und zu schreiben. Wunderbar!
Geradezu euphorisch und fast schon die Namensetiketten für den Kita-Start in 2 1/2 Jahren bestellend, erzählte ich Papa Junior von meiner genialen Eingebung. Ja, doch. Schöner Name eigentlich. Aber hatten wir uns nicht schon auf einen anderen geeinigt?Ja, stimmt. Da war ja noch dieser Name, der die Favoritenrolle inne hatte seit Juniors Geschlecht recht früh in Schwangerschaftswoche 14 feststand. Doch so ganz überzeugt war ich von diesem Favoriten irgendwie nicht. Nur konnte ich nicht so genau sagen, woran das lag. Papa Junior hingegen gefiel dieser klassische Jungenname, der sich auch in seiner Kurzform großer Beliebtheit erfreut, ausgezeichnet.
Wir kamen ins Grübeln: Ja, mein Serienheld-Name war vielleicht etwas zu ausgefallen? Und außerdem erweckt der ja auch ganz bestimmte Erwartungen an den Mann, der ihn trägt. Oder? Hinzu kam mein Gedanke, dass manche Menschen bei diesem Namen (vor allem in Kombi mit Papa Juniors Nachnamen) eher an einen Axt-Mörder als aufrichtig-tollen Typen denken. Und nun kam der Moment, an dem ich mir eingestehen musste: So ganz frei kann ich mich dann irgendwie doch nicht machen von Umfeld & Trends.
Denn mir wurde klar, dass ich mein Kind keinesfalls nach einer Serienfigur benennen möchte. Auch – und ja vor allem – weil ich mir nicht sicher war, ob ich mich nicht eines Tages bereits für das damalige Schauen dieser Serie schäme. Außerdem würde ja mit dieser Inspirationsquelle nicht zu leugnen sein, dass ich dann irgendwie voll auf den Trendzug aufgesprungen bin.
Kurzzeitig diskutierten Papa Junior und ich noch darüber, ob sein Favorit und mein Serienheld vielleicht ein toller Doppelname werden könnte. Der folgenschwere Fehler unsere Ideen in Sachen Namen mit unserer Verwandschaft zu teilen, machte all unsere Gedanken jedoch schnell zu nichte. „WIE wollt ihr euer Kind nennen? Das ist ja wirklich eure Sache, aber DIESEN Namen würde ich keinesfalls nehmen. Hier mein Vorschlag: Wie findet ihr denn Eisenhart Fürchtegott für euren Sohn?“ Tipp an alle werdenden Eltern: Überlegt euch sehr, sehr gut mit wem ihr über eure Namensideen sprecht!
So heißt nicht jeder oder: Falsch gedacht!
Je weiter meine Schwangerschaft voran schritt, desto mehr Kriterien legte ich plötzlich an Juniors künftigen Namen an. So soll er bitte sein! Bloß nicht so! Und es soll sich bitte nichts Komisches drauf reimen lassen. Passt das zum Nachnamen? Ach: Doppelnamen finde ich schön. Aber auf jeden Fall ohne Bindestrich. Wie sieht das denn geschrieben aus? Kann auch jede*r diesen Namen aussprechen? Und: Es ist doch kein Trendname, oder?
Und so begann ich, Fräulein „Trends sind mir egal, nur der Klang zählt“, dann doch mit der gezielteren Recherche. Ich scrollte ich mich durch Listen der beliebstesten Vornamen, neuesten Trends und zum Amüsement auch durch die exotischsten (böse Zungen würden sie kurios nennen) Vornamen der vergangenen Jahre.
Tatsächlich fanden wir so nicht Juniors Namen. Doch die Inspirationen halfen mir sehr dabei, mehr über meine Wünsche rauszufinden. Und zeigten umso klarer, was so gar nicht mein Fall war.
Ein Problem haben diese Listen nur: Sie bilden naturgemäß das zurückliegende Jahr ab. Das garantiert jedoch nicht, dass man mit seiner vermeintlich ach so wahnsinnig kreativen Namensauswahl nicht doch auf einer Wellenlänge mit vielen anderen Eltern liegt. Also sozusagen einen Trendnamen erwählt hat.
Genauso erging es letztlich dann nämlich Papa Junior und mir. Wer sich die Namenstrends 2017 anschaut, entdeckt Juniors Namen nämlich häufiger als wir im Oktober 2016 gedacht hätten. Besonders großer Beliebtheit erfreut sich unsere Wahl dann laut Babyatlas im schönen Berlin. Der Stadt in der wir leben.
Doch mittlerweile sehe ich das Ganze gelassen: Denn was gibt es eigentlich für ein schöneres Kompliment für einen Namen als das viele andere Neu-Eltern ihn ebenso gewählt haben? Wir sind eben keine Insel …
Euer Kind, eure Entscheidung
Warum ich euch diese Geschichte erzählt habe, fragt ihr euch jetzt vielleicht? Ganz einfach: Um euch darin zu bestärken, eurem Kind den Namen zu geben, der euch gefällt. Trend hin, Trend her. Wichtig ist nämlich nicht, wie viele Male dieser Name vergeben wurde oder was euch zu der Wahl inspirierte. Was wirklich zählt ist, dass ihr euch mit eurer Wahl wohlfühlt.
Die Kriterien dafür sind wohl so verschieden wie es auch die geborenen Babys selbst sind. Ihr werdet ihn ganz sicher finden. Diesen Namen, der perfekt zu eurem Baby passt. Und wenn ihr euer kleines Wunder dann bestaunt, wird es sich bald schon so anfühlen, als hätte es gar keine anderen Überlegungen und Diskussionen gegeben. „Unser Kind ist eben ganz klar ein*e …“
Wenn ihr übrigens noch auf der Suche nach einer klasse Inspiration seid rund um die häufigsten Vornamen, sogar in den einzelnen Bundesländern, und was diese Babys ausmacht, dann klickt doch mal bei der „Kartenmacherei“ vorbei. Hier findet ihr in tollen Grafiken viele spannende Infos & jede Menge Ideen für schöne Vornamen.
Wie ist oder war das denn bei euch mit der Namenswahl für euer Baby? Worauf achtet ihr bzw. habt ihr geachtet? Was hat euch inspiriert? Ich freue mich auf eure Erfahrungen!
Eine tolle Zeit bis zum Tag der Namensfestlegung wünschend, grüßt euch
eure unbewusst trendbewusste Jana