Manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass man es als Mutter eigentlich nur falsch machen kann. Ob nun erbeten oder ungefragt: Als Mama erhält man von allen Seiten Ratschläge, Belehrungen und mitunter sogar Vorwürfe in Bezug auf den Umgang mit seinem Nachwuchs (in letzter Zeit machen mir übrigens häufiger ältere Damen und Herren mit ihren gutgemeinten Tipps das Leben bzw. den täglichen Spaziergang schwer).
Eines der besonders emotional aufgeladenen und heiklen Themen ist in diesem Zusammenhang wohl die Frage der Betreuung der Kleinen. Allzu schnell entbrennt hier auch unter Müttern Streit, was denn nun das beste fürs Kind sei. Flott werden dann Kindern, die mit deutlich über einem Jahr (oder auch nie) eine Kita besuchen die Sozialkompetenzen abgesprochen. Pauschal wird gern dagegengehalten, dass die frühe Trennung von den Eltern traumatisch sei und der Besuch einer Kita purer Stress für die Kleinen sei. Spätere Verhaltensaufälligkeiten des Kindes nicht ausgeschlossen.
Ich wollte es genauer wissen und habe deswegen die befragt, die es wissen müssen: Die Mütter von Kindern, die dem Babyalter bereits entwachsen sind. Naturgemäß haben sie sich bereits intensiv mit der Frage nach der Betreuung für ihre Kinder befasst und auch dabei spannende Erfahrungen gesammelt.
In einem Fragebogen standen mir fünf Mütter Rede und Antwort zu ihrem individuellen Betreuungsweg. Auch wenn mein Fragebogen nicht den wissenschaftlichen Standards der Sozialforschung entspricht und die Ergebnisse natürlich auch nicht repräsentativ sind (diese Ansprüche hatte ich allerdings auch nicht), konnte ich einen spannenden Einblick und ein Meinungsbild zur Kinderbetreuung gewinnen.
In diesem Beitrag stelle ich euch die Ergebnisse meiner Befragung vor und lasse auch die befragten Mamas zu Wort kommen.
Meine Umfrage rund um die Kita oder: Wer ehrlich sein will, muss leiden
Alle von mir befragten Mütter beantworteten meine Fragen schriftlich am PC. Die Bögen übersandte ich ihnen per E-Mail. Ich erstellte zwei Fragebögen: Je nachdem, ob die Betreuung zu Hause durch einen Elternteil oder eine Einrichtung wie eine Kita erfolgt, erhielten die Mütter den entsprechenden Fragenkatalog. Meine Fragen waren offen und ich bat darum, sie ausführlich zu beantworten. Mein Ziel bestand darin, die Beweggründe der Mütter für ihren Betreuungsweg zu erfahren. Außerdem wollte ich wissen, ob sie zufrieden mit ihrer aktuellen Situation in Bezug auf die Kinderbetreuung sind. Ich erhoffte mir zusätzlich Meinungen zu den Vor- und Nachteilen einer Betreuung in der Kita bzw. zu Hause.
Als gelernte Fachangestellte für Markt- und Sozialforschung fällt es mir nun sehr schwer die folgenden Zeilen zu tippen und damit meine eigene Fehlbarkeit zuzugeben. Doch wie habe ich es mir so schön auf die Fahnen geschrieben? patschehand.de ist der ehrliche Mama-Blog. Also Augen zu und durch!
Zwei der befragten Mütter haben beim Fragebogen zur Betreuung in der Kita den Eindruck gewonnen, das ich dieser kritisch gegenüberstehe. Unabhängig davon wie meine eigene Meinung tatsächlich aussieht, sollte so etwas natürlich vermieden werden. Wie groß der Einfluss dieses Gefühls auf die gegebenen Antworten war kann ich nur mutmaßen. Beim Lesen eines der Fragebögen war meiner Ansicht nach deutlich wahrnehmbar, dass die antwortende Mama einige Fragen als Kritik an der frühen bzw. überhaupt Kita-Betreuung deutete.
Ich schiebe diesen deutlichen Mangel im Fragebogen jetzt einfach mal auf meine Elternzeit und eine länger zurückliegende Berufspraxis sowie den Schlafmangel unter dem ich als Mama zu leiden habe. Sonst wäre mir das doch garantiert aufgefallen. Und nun schnell weiter zu den wirklich interssanten Dingen …
Und wann ist nun der richtige Zeitpunkt für die Kita-Eingewöhnung? Ein Überblick über die Umfrage-Ergebnisse
Geht es nur mir so? Fließtexte zu Befragungen finde ich oft ungeheuer langweilig. Außerdem bleibt beim Lesen wenig hängen. Deshalb habe ich eine Grafik erstellt, die euch einen ersten Überblick über die Ergebnisse meiner Befragung verschafft:
Ein Großteil der Mütter ist mit der Kita-Betreuung zufrieden
Ein paar Worte verliere ich dann selbstverständlich doch zur Grafik und den Ergebnissen meiner kleinen Befragung (ihr kennt mich ja mittlerweile, oder?). Die Kinder von vier der insgesamt fünf befragten Mütter werden in einer Kita betreut.
Die Mutter, die ihr Kind derzeit noch zu Hause betreut, hat sich nun allerdings mit ihrem Partner für den Kitastart ihrer etwa 2 3/4-jährigen Tochter entschieden. In kurzer Zeit beginnt die Eingewöhnung. Den Betreuungsweg dieser Familie sowie die Beweggründe für diesen stelle ich euch gleich detaillierter vor.
Zunächst jedoch zurück zu den Umfrageergebnissen. Wie auch aus der Grafik hervorgeht, waren sich alle Mamas in zwei Punkten einig. So waren Fragen rund um die Kinderbetreuung nie ein Grund für Meinungsverschiedenheiten zwischen den Müttern und Vätern. Es herrscht Einigkeit bei diesem Thema.
Ebenso deutlich war das kollektive Ja auf die Frage, ob die Mütter ihre Kinder auch dann in einer Kita betreuen ließen, wenn Geld keine Rolle spielen würde.
Das Durchschnittsalter des Eingewöhnungsbeginns errechnete ich aus den Angaben der vier Mütter, deren Kinder bereits eine Kita besuchen. Dabei war der früheste Kita-Start mit 11 Monaten, während der Späteste bei 30 Monaten lag.
Drei von vier Müttern sind zufrieden mit der Kita in der ihr Kind betreut wird. Sie haben die Entscheidung ihr Kind in einer Einrichtung betreuen zu lassen auch nie bereut.
Anders sieht das bei einer der befragten Mütter aus. Sie gibt an, es bereits häufig bereut zu haben, ihr Kind in der Kita betreuen zu lassen.
Unzufriedenheit besteht bei ihr einerseits über einen zu frühen Kita-Start mit 2 1/2 Jahren. Ihr Wunsch war stets eine Betreuung durch sie zu Hause bis zum dritten Geburtstag ihres Sohnes.
Aus beruflichen Gründen kam es allerdings anders. So hatte sie die so wichtige Zusage für ihr Wunschstudium erhalten. Rückblickend denkt sie, dass die Studienaufnahme ein Jahr später sinnvoll gewesen wäre.
Andererseits sieht sie sich mit Problemen bezüglich der Kita konfrontiert. Es gelang nie, einen Draht zur Gruppenerzieherin ihres Sohnes aufzubauen. In verschiedenen Situationen nahm sie diese als unaufmerksam und den Kindern nicht zugewandt war.
Sie glaubt nicht, dass die Kinder mit ihren Bedürfnissen ernst genommen und wertgeschätzt werden. Aus diesem Grund bemüht sich die Mutter um einen Kitaplatz in einer anderen Einrichtung.
Von den Vorteilen der Kita profitiert nicht nur das Kind
Als Vorteil des Kita-Besuchs sehen alle befragten Mütter den Kontakt zu anderen Kindern (hier wurden ausdrücklich gleichaltrige sowie jüngere und ältere Kinder als bereichernd genannt).
Am zweithäufigsten wird als Pluspunkt betrachtet, dass die Kleinen mit den Erzieherinnen / Erziehern noch weitere Bezugspersonen neben den Eltern haben.
Von der Kita profitieren jedoch nicht nur die Kinder. So gaben zwei Mütter an, dass sie sich durch die Zeit ohne Kind wieder anderen Dingen sowie ihrer Arbeit widmen können.
Ich formuliere es einfach mal zusammenfasssend wie folgt: Dadurch ist wieder mehr Freude und Kraft für die Zeit mit Kind vorhanden. Das folgende Zitat aus einem Fragebogen bringt die genannten Vorteile schön auf den Punkt, wie ich finde:
„Mein Kind hat weitere Bezugspersonen durch die Erzieherinnen. Er lernt mit und durch andere Kinder, schließt Freundschaften. Er lernt sich in einer sozialen Gruppe zu bewegen, kann seine eigene Grenzen austesten und erfährt wo andere ihre Grenzen haben, unabhängig zu den Eltern.
Es ist für uns die erste große Erfahrung, auch mal loszulassen (sowohl das Kind als auch die Mama loszulassen) und darauf zu erfahren, dass es allen trotzdem gut geht und wir trotzdem füreinander da sind.
Zudem ist es für mich eine Erleichterung auch mal durchzuatmen und neue Energie zu sammeln, um auf mein Kind wieder mit mehr Gelassenheit und Geduld zuzugehen. Ich kann mich wieder mit anderen Themen beschäftigen und Geld verdienen.
Damit bekomme ich auch wieder etwas andere Anerkennung und ein anderes soziales Umfeld, fühle mich unabhängiger und bekomme mehr Selbstbewusstsein.“
Ein positiver Blick auf die Qualität der Kinderbetreuung
Nur eine der vier Mütter, deren Kinder eine Kita besuchen, sieht Nachteile in der Betreuung in einer Einrichtung. Sie gibt an, dass das Vertrauen in zunächst einmal fremde Menschen in Kombination mit wenig Kontrollmöglichkeiten für die Eltern ein Hemmnis für den Kita-Besuch sein kann.
Außerdem hat sie den Eindruck gewonnen, dass einige Kitas keine gute Qualität in Bezug auf die Essensversorgung bieten (wobei sie mit ihrer Kita auch in diesem Punkt zufrieden ist). Das Bild der Mütter von der Kinderbetreuung in der Kita ist also insgesamt ein sehr positives. Viele Vorteile stehen keinen bis wenigen Nachteilen gegenüber. Oder wie eine Mutter im Fragebogen schrieb:
„Warum denken so viele, dass es Eltern besser machen? Ich denke, dass manchmal in der Kita mehr qualitative Zeit für ein Kind da ist, als wenn es zu Hause betreut wird. (…) Also bitte nicht immer die Fremdbetreuung verteufeln. Die Erzieher machen einen guten Job. Dafür brauchen sie unsere Unterstützung.“
Nicht nur für die Mütter ändert sich vieles …
Mit großem Interesse habe ich die Antworten der Mütter auf folgende Frage gelesen:
- Sofern du eine Partnerin / einen Partner hast: Hat sich für sie / ihn durch den Nachwuchs beruflich etwas geändert? Wenn ja, was?
Hier ergab sich bei den vier Müttern, denen ich diese Frage stellte, kein einheitliches Bild. So antworteten zwar drei Mütter, dass sich auch für den Vater (alle Befragten haben den Vater ihres Kindes als Partner an ihrer Seite) Änderungen ergaben. Jedoch sind diese unterschiedlich:
Während ein Papa keine Eltenrzeit nahm, dafür aber umso mehr arbeitet um seiner mehrköpfigen Familie ein finanzielles Fundament zu schaffen, überlegen sich die anderen Väter genauer als früher, inwieweit eine Abendveranstaltung oder Überstunden tatsächlich notwendig sind.
Eine Mutter berichtet, dass ihr Mann beispielsweise eine höhere Position, welche wie so oft größeres zeitliches Engagement verlangt hätte, durch seine neue Rolle als Familienvater nicht mehr anstrebte.
Große Unterschiede beim Thema Vereinbarkeit
Von komplett unterschiedlichen Erfahrungen und Gefühlen berichten die befragten Mütter in Bezug auf die Vereinbarkeit ihrer Arbeit / ihres Studiums mit ihrer Rolle als Mutter. Anzumerken ist hier jedoch auch, dass die berufliche Situation der vier Frauen vollkommen unterschiedlich ist.
So ist eine Mutter beispielsweise selbstständig, während eine andere aus dem Schichtdienst eines Fast-Food-Unternehmens in den öffentlichen Dienst wechselte. Klar, dass das Antwortspektrum von, grob zusammengefasst, „alles top“ zu „ziemlich schwierig“ reicht.
Eine Mutter beschreibt in ihrer Antwort auf eine andere Frage („Hast du die Entscheidung, dein Kind fremdbetreuen zu lassen, schon einmal bereut? Bitte begründe deine Antwort.“; Anmerkung: Von dem Begriff Fremdbetreuung habe ich mittlerweile Abstand genommen, da er aus meiner Sicht einfach nicht zutreffend ist für die Kinderbetreuung in einer Einrichtung) deutlich, wie schwierig die Vereinbarkeit von Familie und Beruf insbesondere für Eltern ist, die im Schichtdienst tätig sind:
„Nein wir haben die Fremdbetreuung noch nicht bereut. Wir haben eine gute Kita gefunden und tolle Erzieherinnen / Erzieher. Das einzige was ich schade finde ist, dass ich nicht gleich in der Elternzeit einen anderen Job gefunden habe bei dem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie einfacher gewesen wäre. Es hat unserer Tochter nicht geschadet bei den Großeltern am Wochenende zu sein.
Aber man selber hat einfach keine Zeit gehabt und war oft gestresst. Es wäre toll, wenn die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gerade in den Unternehmen mit Schichtdienst besser funktionieren würde. Wenn beide Elternteile im Schichtsystem arbeiten ist es eine organisatorische Herausforderung und sehr schwer zu Händeln ohne Großeltern die einem helfen können.“
Wenn das mal kein Appell an die Unternehmen ist in diesem Bereich mehr für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu tun …
Die Kinderbetreuung in der Kita: Gesellschaftlich akzeptiert, mit vielen Vorteilen verbunden und (meist) qualitativ hochwertig
Wenn ich die Antworten der vier Mütter, deren Kinder in die Kita gehen, zusammenfasse, komme ich zu folgenden Schlüssen (Wie bereits zu Anfang dieses Artikels erähnt erhebe ich an keiner Stelle den Anspruch auf Repräsentativität. Dies gilt auch für meine Schlussfolgerungen):
- Der Großteil der Kitas bieten den Kindern eine gute Betreuung mit qualitativ hochwertigen Angeboten. Die Unzufriedenheit einer Mutter resultiert aus Problemen mit einer Erzieherin und hat nichts mit Nachteilen / Schwächen der Kita-Betreuung allgemein zu tun.
- Der Kita-Besuch bietet sowohl den Kindern als auch den Müttern nach eigener Einschätzung vielfältige Vorteile. Nachteile werden dagegen (wenn überhaupt) kaum gesehen und fallen nicht ins Gewicht.
- Die Betreuung der Kinder in einer Kindertagesstätte ist (zumindest in Berlin, wo alle befragten Mütter wohnen) gesellschaftlich akzeptiert und der Normalfall. So beschreibt es auch eine Mutter, deren Sohn mit 22 Monaten in die Kita kam:
„Bei Gesprächen mit fremden Eltern auf dem Spielplatz hatte ich die eine oder andere Situation, in der ich eher gefragt wurde, warum ich denn so lange mit ihm zu Hause bleibe.“
Und damit komme ich nun auch zurück zum Beginn meines Artikels: Wie Mama es auch macht, macht sie es falsch. Denn die eben zitierte Mutter machte auch folgende Erfahrung:
„In unserem näheren Umfeld (Familie/ Freunde) haben alle unsere Entscheidung unterstützt. Es gab vielleicht mal eine oder zwei ältere Tanten, die sich darüber gewundert haben, dass er schon mit zwei in die Kita sollte.“
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Stichwort Selbstbetreuung: „Was? Sie besucht noch keine Kita?“
Für ein vielseitigeres Gesamtbild möchte ich euch nun den Betreuungsweg von Katja*, ihrem Partner und ihrer Tochter detaillierter vorstellen. Sie hat den Eindruck gewonnen, mit ihrer Entscheidung für eine Betreuung ihrer Tochter zu Hause, gegen den Strom zu schwimmen. Katja ist die Mutter, welche ich zu Textbeginn bereits kurz erwähnte: In kurzer Zeit startet die Eingewöhnung ihrer Tochter in einer Kita. Sie wurde dann knapp 2 3/4 Jahre zu Hause betreut.
Auf meine Frage, ob Katja das Gefühl hatte, dass ihr Umfeld ihre Entscheidung rund um die Kinderbetreuung akzeptiert, antwortete sie:
„Das Thema Fremdbetreuung ist ja ein eher emotional besetztes Thema. Ich denke jede Familie hat ganz persönliche und gute Gründe, wie sie die Betreuung des eigenen Kindes gestaltet. Und das sollte auch respektiert werden.
Die Reaktion mancher Leute auf unserer persönlichen Entscheidung unsere Tochter zu Hause zu betreuen, stößt auf Unverständnis und ich habe dann leider häufig das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen. Unangenehm finde ich beispielsweise wenn ungläubig und erstaunt nachgefragt wird: „Was? Sie besucht noch keine Kita?“ Begleitet von mitleidigen Blicken. Übergriffig und ungefragt werden mir dann auch gern Ratschläge erteilt.
Pure Bequemlichkeit wurde mir auch schon vorgeworfen. Als ob mein Kind zu betreuen ein Wellnessurlaub wäre. „Besorgte“ Fragen nach dem Sozialverhalten oder der Sprachentwicklung unseres Kindes gibt es auch immer wieder.
Und natürlich ist es mir und meinem Partner wichtig, dass unser Kind auch mit Gleichaltrigen zusammen kommt, da es die Bildung des Sozialverhaltens fördert. Aber ich finde das muss nicht innerhalb einer Kitabetreuung erfolgen, sondern kann auch während vereinzelter Treffen mit anderen Kindern in der Woche stattfinden. (Nun habe ich mich ja doch wieder gerechtfertigt).
Dennoch möchte ich betonen, dass es neben den kritischen Haltungen bezüglichst unserer Entscheidung unser Kind zu Hause betreuen, auch verständnisvolle, wertschätzende und bestärkende Reaktionen gab und gibt.“
Auch warum Katja und ihr Partner sich zunächst für die Betreuung zu Hause entschieden, lasse ich sie am besten selbst schildern:
„Unsere Tochter besucht keine Kita. Dies war eine bewusste Entscheidung die ich und mein Partner getroffen haben. Geplant hatten wir das allerdings ganz anders. Als ich schwanger war habe ich ein Jahr Elternzeit beantragt, mit dem Ziel und Wunsch nach einem Jahr wieder arbeiten zu gehen bzw. unser Kind fremdbetreuen zu lassen.
Als meine Tochter dann geboren wurde hat das Muttersein mein Leben in vielerlei Hinsicht verändert, mich vor neue Herausforderungen gestellt aber vor allem hat mein Kind mein Leben so sehr bereichert.
Prioritäten haben sich verschoben und ich konnte mir schon bald nicht mehr vorstellen mein kleines Kind mit einem Jahr fremdbetreuen zu lassen. Ich genieße es den (All)tag mit meinem Kind zu verbringen, frei von Zeitdruck und Hektik.
Die Entwicklungs- und Bildungsprozesse in diesen ersten so bedeutsamen Lebensjahren meiner Tochter unmittelbar beobachten und begleiten zu dürfen empfinde ich als großes Privileg.
Zeit ist ein Geschenk und wir haben gerade genug davon um all die kleinen und großen Wunder dieser Welt zu bestaunen. Zu unserer Entscheidung, unser Kind zu Hause zu betreuen, hat auch die Tatsache beigetragen, dass aufgrund des wachsenden Fachkräftemangels in Berlin, leider auch die pädagogische Qualität in vielen Kitas abgenommen hat.“
„Ohne Verzicht wäre es nicht ohne Kita gegangen.“
Neben vielen Vorteilen, welche dieser Weg für Katjas Familie bot und noch immer bietet, gibt es jedoch auch eine große Herausforderung:
„Ich betreue unser Kind zu Hause und mein Partner geht arbeiten. Ich übernehme unter der Woche also den Großteil der Kinderbetreuung und der Hausarbeit. Als Ausgleich übernimmt dafür mein Partner dann am Wochenende einen großen Teil der Betreuung unseres Kindes.
Finanziell ist es tatsächlich eine Herausforderung, da ein Einkommen ja komplett fehlt. Im ersten Lebensjahr unserer Tochter habe ich Elterngeld bezogen. Danach haben wir von Ersparnissen und dem Einkommen meines Partners gelebt. Seit einiger Zeit arbeite ich von zu Hause aus und verdiene somit wieder etwas, das füllt ein wenig die Haushaltskasse auf. Trotzdem bleibt am Ende des Monats nichts übrig. Aber das ist Ok, wir verzichten eine Zeit lang auf Geld. Im Gegenzug gibt es aber ganz viel exklusive Zeit mit meinem Kind. (…)
Die Vorteile dass ich mein Kind selbst betreue sind vielfältig. Vor allem hoffe ich mit Liebe, Zeit und Geborgenheit ein gutes Fundament zu schaffen um unser Kind stark zu machen. In den ersten drei Lebensjahren formen sich die Meilensteine in der sozialen, sprachlichen und motorischen Entwicklung. Diese Zeit kommt nicht wieder. Auch wenn das pathetisch klingt. Ich bin so dankbar diese ersten Jahre so nah mit meinem Kind verbringen zu dürfen.
Der einzige Nachteil, der mir einfällt, ist der finanzielle Aspekt.“
Abschließend möchte ich euch noch an dem Ausblick in die Zukunft von Katjas Familie teilhaben lassen. Warum endet nun die Zeit der Selbstbetreuung durch Mama?
„Wann unser Kind fremdbetreut wird mache ich nicht ausschließlich vom Alter abhängig, vielmehr finde ich den Ort und die Menschen die mein Kind betreuen werden entscheidender. Gibt es eine behutsame, auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmte Eingewöhnung? Gibt es einen guten Betreuer / innen-Kind-Schlüssel? Gehen die Betreuer / innen feinfühlig und achtsam mit den Bedürfnissen der Kinder um?
Voraussetzung um unsere Tochter fremd betreuen zu lassen war auch, dass sie Meilensteine wie das freie Laufen beherrscht, selbstständig zur Toilette gehen kann und ihre Wünsche und Bedürfnisse ausdrücken kann.
Wir haben vor einiger Zeit einen Kinderladen in unserem Kiez entdeckt wo wir als Eltern ein gutes Gefühl haben. Und unsere Tochter wird dort ab Mitte September mit der Eingewöhnung beginnen.“
Ich wünsche Katja und ihrer Familie auf ihrem weiteren Weg alles Gute und bedanke mich für die offenen Worte und den interessanten Einblick. Dieser Dank gilt natürlich allen Müttern, die mir für diesen Beitrag Rede und Antwort standen. Ich weiß ja mittlerweile wie knapp die freie Zeit für Mütter ist und schätze es somit umso mehr, dass ihr diese kostbare Ressource für die Beantwortung meines Fragebogens investiert habt.
Und noch ein paar Worte zum Abschluss
Am Ende dieses (mal wieder recht langen *hust*) Artikels fasse ich mich zur Abwechslung einmal kurz. Die Einblicke und Erkenntnisse, welche ich durch die ausgefüllten Fragebögen der Mütter gewinnen konnte, haben mein Bild über die Kinderbetreuung differenzierter werden lassen. Ich fühle mich in meiner Annahme bestärkt, dass es nicht DEN einen richtigen Betreuungsweg gibt. So individuell wie Kinder und ihre Familien sind, sind auch geeignete Betreuungsformen.
Meine Meinung zur Betreuung in der Kita hat sich durch die vielen positiven Erfahrungen der befragten Mütter verbessert. Schade finde ich jedoch, dass der Druck, sein Kind möglichst früh in die Kita zu schicken anscheinend steigt. Warum haben Mütter, die ihr Kind zwei Jahre oder länger selbst betreuen das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen?
Und wieder komme ich zurück auf den Beginn dieses Artikels. Wäre nicht allen geholfen, wenn auf diesem Gebiet weniger emotional um sich geschlagen wird? Wenn wir, bevor wir urteilen oder gar verurteilen, zunächst zuhören und versuchen die Beweggründe für die höchst individuelle Entscheidung rund um die Betreuung der eigenen Kinder zu verstehen? Glauben wir tatsächlich, dass alles, was nicht unserem Weg entspricht falsch ist?
Fehlen Kindern, die vergleichsweise „spät“ oder auch nie in die Kita gingen / gehen wichtige Fähigkeiten im sozialen Miteinander? Sind Kinder, die mit einem Jahr bereits eine Kita besuchten später verhaltensauffällig? Ich glaube nicht, dass irgendwem mit solchen Behauptungen und Thesen geholfen ist. Insbesondere helfen vorschnelle Urteile nicht den Müttern, die ja ohnehin wegen so vieler Dinge bezüglich ihrer Kinder das schlechte Gewissen plagt.
Wichtig ist aus meiner Sicht, dass Familien ihren individuellen Betreuungsweg gehen können und dürfen. Dafür müssen natürlich die Rahmenbedingungen stimmen. Zu oft sorgen der finanzielle Druck in Kombination mit viel zu wenigen Betreuungsplätzen dafür, dass Eltern kaum eine Wahlmöglichkeit haben. Da stellt sich nicht die Frage nach der Qualität der Einrichtung. Man könne schließlich froh sein, überhaupt einen Platz ergattert zu haben. Dieser Problematik widmete ich ich mich jedoch bereits in einem anderen Artikel vor einiger Zeit.
Mein Eindruck aus der Befragung der Mütter ist aber, dass alle das Wohlergehen ihres Kindes / ihrer Kinder im Blick haben. Die Mutter, die sich derzeit auf der Suche nach einem neuen Kitaplatz für ihren Sohn befindet ist hierfür ein gutes Beispiel. Und auch wenn meine Befragung keine Rückschlüsse auf die Allgemeinheit zulässt, glaube ich daran, dass ein Großteil der Eltern auch in Bezug auf die Betreuung auf die Bedürfnisse der Kleinen achtet. Was für die eine Familie also super passt, mag für eine andere befremdlich sein bzw. so gar nicht gehen. Doch wäre es nicht schön, wenn man diese anderen Positionen als Bereicherung und Beweis dafür ansieht, wie unterschiedlich wir eben alle ticken?
Mein Fazit: Pauschale Urteile über richtig und falsch ergeben keinen Sinn. Wann tun sie das schon? Da das Thema Kinderbetreuung jedoch so emotional aufgeladen ist, ist es mir ein Anliegen, diesen zunächst nicht besonders tiefgründig wirkenden, jedoch versöhnlichen, Satz abschließend zu schreiben 😉
Ich hoffe, dass die Ergebnisse meiner kleinen Befragung auch für euch interessant sind. Vielleicht haben die verschiedenen Erfahrungen euch zum Nachdenken angeregt? Euch gar in eurem individuellen Betreuungsweg bestärkt? Das würde mich sehr freuen!
Wie sind denn eure Erfahrungen rund um die Kinderbetreuung? Wie sieht euer Betreuungsweg aus? Über eure Kommentare freue ich mich (wie immer) sehr!
Hellwache Grüße aus Friedrichshain,
eure Jana
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