Zu allem Überfluss markieren diese Mama-Schocker dann auch gleich den Beginn einer der vielen kleinkindlichen Phasen. Die ja berechtigterweise berüchtigt sind. Weil entweder anstrengend oder –
Kleiner Scherz gleich zu Beginn: Es gibt keine Alternative zu anstrengend. Eltern wissen das. Bald-Eltern, die das hier gerade lesen, können nun noch flott wegklicken und weiter in ihrer Traumblase über das Leben mit Kind schweben.
Alle Leidgeplagten finden vielleicht in diesem ehrlichen, aber gut gelaunten Blogpost Trost. You are not alone! Und nun heißt es Vorhang auf fürs ganz großes Kino mit den 5 typischen Kleinkind-Sätzen, auf die ich trotzdem nicht vorbereitet war.
Nicht immer leicht: Der Kleinkind-Entwicklung mit Humor begegnen
Nach 28 Monaten praktischer Übung im Mama-Business glaube ich manchmal wirklich, dass ich nun Bescheid weiß. Und zwar so richtig. Das Leben mit Baby und Kleinkind? Ich habs drauf!
Es gibt Tage an denen ich so eine enorme Gelassenheit und Sicherheit in mir trage, dass ich glatt denke: In nächster Zeit kann mich nichts schocken. Nach der Trennung von Juniors Papa liegen die nächsten größeren Turbulenzen rund ums Kind mit Schulstart und Pubertät noch in weiter Ferne. Wobei ich meinen Happy-Patchwork-Family-Traum für die Zukunft da jetzt auch schon ausgeklammert habe. Diese sehr erholsame und auf eine, wie ich finde, coole Art abgeklärte Mama-Gelassenheit nimmt nicht jeden Tag den ihr eigentlich zustehenden Raum ein. Dafür sorgt der Kleinkind-Alltag ohne weiteres Zutun meinerseits.
Doch mit dem schrittweise erlangten Vertrauen in mich selbst agiere ich geduldiger. Mit Junior – und auch mit mir. Es ist mehr Raum für Freude. Und eine Kraft da, um die Dinge ein kleines bisschen humorvoller zu sehen. Wobei ich ehrlich gestehen muss: Manchmal bleibt mir das Lachen erstmal im Halse stecken. Bestes Beispiel? Diese fünf typischen Kleinkind-Sätze, auf die ich trotzdem nicht vorbereitet war.
Kleinkind-Satz 1: „Ich mag kein Gemüse, Mama!“
Da stand es nun. Ein leckeres, nahrhaftes und gesundes Abendessen. Doch Juniors verzogenes Gesicht drückte weniger Wertschätzung oder gar Vorfreude aus. Sondern viel eher Irritation. Während ich verzweifelt überzeugend klingen wollte und verkündete „Das schmeckt bestimmt super!“, begann Junior mit der Präzision eines Chirurgen seine ganz eigene „Operation Gemüse“. Blattspinat, Tomatenstücke, Zucchini – alles Gemüse entfernte er sorgfältig von seinem Teller. Um es dann mit einem angewiderten Blick auf den Esstisch zu klatschen.
Als ich mein Kleinkind fragte, was es denn da macht, erhielt ich prompt eine Antwort. „Ich mag kein Gemüse, Mama! Das ist ekeliiiiiiiiig.“ So gänzlich unerwartet trifft diese Aussage wohl keine Mama. Ich wusste also, dass dieser Tag kommen würde. Doch so früh? Meine naive Hoffnung auf einen einmaliges Gemüse-Desaster hatte sich bereits beim nächsten Abendessen in Luft aufgelöst. Was mich ins Grübeln brachte. Mein breifrei gebabyledweanter, in Öko-Berlin-Friedrichshain lebender und von Bio-Märkten umzingelter Nachwuchs kann doch nicht einfach kein Gemüse mehr mögen!?
Das kann er sich doch eigentlich nur in der altersgemischten Kita bei den älteren Kindern abgeschaut haben, oder? Habe ich jetzt versagt, da der Gemüse-Zug erstmal abgefahren zu sein scheint? Glücklicherweise kam ich dann doch recht schnell wieder zur Besinnung und erinnerte mich daran, dass …
- … hier keine Schuldigen ausgemacht werden müssen.
- … meinem Kind nicht nächste Woche die Zähne ausfallen, weil es gerade seine Gemüse-Abneigung auslebt.
- … es nun meine Aufgabe ist, kreativ mit der Herausforderung umzugehen und rauszufinden, was dann eben doch geht an Gemüse.
Erste Erkenntnis dabei: Es hilft bei uns enorm, Gemüse nicht Gemüse zu nennen. Weitere Tipps zum Thema teste ich derzeit ambitioniert 😉
Und nach diesem emotional ja recht entspannten Einstieg geht es mit Juniors Aussage Nr. 2 schon mehr an die mütterliche Substanz.
Kleinkind-Satz 2: „Du bist nicht meine beste Freundin, Mama!“
Sicher seid ihr in den Weiten von facebook und Co. auch schon mal drüber gestolpert. Über diese Überschriften und Aussagen wie „Warum ich nicht die beste Freundin meines Kindes bin“ oder „Was passiert, wenn Eltern ihre Kinder wie Freunde behandeln“. Einstimmige Meinung all dieser Artikel und Posts: Nicht Gutes jedenfalls. Finde ich auch logisch. Also voll. Die Verantwortung trage als Erwachsene ich, das Kind wird überfordert und so weiter und so fort.
Nun denken Kleinkinder aber nicht so. Für sie ist die beste Freundin oder eben der beste Freund etwas ganz Wunderbares. Jemand mit dem sie gern zusammen sind. Der den Weg in ihr kleines Herz gefunden hat. So jemand möchte ich als Mama natürlich gern für mein Kind sein. Auch wenn das jetzt kein Ziel ist, welches ich verfolge oder eine Sache, die ich forcieren würde. Es berührt mich, wenn Junior Dinge sagt wie „Mama, ich liebe dir!“. Oder „Du bist meine beste Freundin.“
Dementsprechend löste auch Juniors kurzzeitige Auflösung unseres BFF-Status etwas in mir aus. Das mag kindisch oder albern sein. Beschreibt aber mein Gefühl. Ich musste mich wirklich beherrschen nicht mit emotionaler Erpressung auf Juniors Aussage zu reagieren. „Jetzt ist die Mama aber traurig“ konnte ich mir gerade noch verkneifen. Hach, Erwachsensein ist nicht nur mit wütend-brüllendem Kind vorm Süßigkeitenregal gar nicht so leicht …
Kleinkind-Satz 3: „Ich will nicht baden, Mama!“
Baden. Einst hier immer ein Grund für heiteres vor Freude quieken. Ja, bei allen Beteiligten. Bedeutete der Gang in die Wanne doch für mich als Mama fröhlich-entspannte Minuten und ein im Anschluss angenehm ermüdetes Baby bzw. Kleinkind. Doch damit ist es nun schon seit einer ganzen Weile vorbei.
Eingeläutet hatte die nun schon sehr lange Phase des Nichtbadens Juniors nüchtern vorgetragenes Veto. Das perfekt temperierte Wasser plätscherte schon in die Wanne. Juniors buntes Plastik-Badespielzeug direkt aus der Elternhölle nahm auch bereits die üblichen 87 % der Wasseroberfläche ein.
Daher dachte ich zunächst auch, ich hätte mich verhört als mein Kleinkind mich auf seine akute Bade-Unlust hinwies. „Was hast du gesagt, Junior?“ „Ich will nicht baden, Mama!“ Ja, das war unmissverständlich. Nun halte ich wöchentliches oder gar mehrmals wöchentliches Baden für total überschätzt. Doch mehr als halbjährlich wäre ein gründlicheres Waschen ja wohl doch angemessen.
Und so bin ich gezwungen tief in die Mama-Trickkiste zu greifen. Denn mit wohlriechenden, spannend verpackten und im Optimalfall noch farbigen oder schäumenden Kinder-Badezusätzen ist Junior dann doch ab und an mal zum Baden zu bewegen. Ob Junior denn eines Tages wieder ohne großes Showprogramm bereit sein wird, sich in die Wanne zu begeben?
Nicht nur die Sprachentwicklung meines Kleinkindes schreitet rasant voran. Auch die Vorstellungen darüber, wie das so zu sein hat mit dem Gemüse, Baden oder Teilen werden präziser. Und im Zweifel wird einfach nachgefragt …
Kleinkind-Satz 4: „Ich teile heute gar nichts, Mama!“
Teilen macht Spaß.
Wir Erwachsenen wissen, dass diese pädagogisch wertvolle Botschaft nicht uneingeschränkt der Wahrheit entspricht. Doch egal wie ungern wir Erwachsenen selbst unsere Besitztümer, unser Essen oder sonst was teilen. Unser Nachwuchs soll bitte lernen, wie viel Freude teilen denn macht.
Daher werden wir niemals müde in kleinkindliche Konflikte einzugreifen, um an Geduld, Empathie und die Fähigkeit zum großherzigen Verzicht zu appelieren. Ja, würden wir mit den Objekten der kleinkindlichen Begierde selbst sprechen wäre das wohl ähnlich aussichtsreich. Aber wir Eltern wollen uns am Ende wohl sagen können, dass wir stets bemüht waren.
Allerdings habe ich da so meine ganz eigene Theorie zu. Ich glaube nämlich fest daran, dass Kinder arg bemühtes Verhalten ihrer Eltern 10 Meilen gegen den Wind riechen. Wenn die dann auch noch was einfordern, was jetzt nicht so unbedingt Bestandteil ihres Alltages ist, springen die feinen Kleinkind-Antennen erst recht an. Dann kann es sein, dass unsere Kleinen uns knallhart den Spiegel vorhalten. Und nicht kooperieren.
Genauso geschehen ist das, als Junior und ich den Besuch von einem gleichaltrigen Jungen und seiner Mama erwarteten. So richtig hart bemüht, erklärte ich meinem Junior im Vorfeld wie schön und toll teilen sei. Nicht weil ich das selbst so empfinde. Sondern weil „man“ das doch so macht. Vor allem dann, wenn der letzte Besuch noch arge Defizite in Sachen gönnen können zeigte.
Sichtlich irritiert von meiner bemühten Ansprache blickte Junior mich an. Seine Mine verfinsterte sich, die Augenbrauen zog er nach unten. „Ich teile heute gar nichts, Mama!“ ist nicht der Satz mit dem man sich um den Preis als Super-Mama bewirbt. Doch er birgt irgendwie doch ein ungeahntes Potenzial in sich.
Denn wenn man so gar keinen Bock auf näheren Kontakt zum nervigen Mama-Kind-Gespann vom Spielplatz hat, lässt man diese Äußerung einfach mal fallen. Und ergänzt mit gesenktem Blick: „Tja, und dann diese furchtbare Aggressivität anderen Kindern gegenüber“.
Übrigens: Der Nachmittag wurde ein schöner. Denn ich befolgte den Tipp einer Freundin, die mir erklärte, dass es kleinen Kindern helfe, wenn sie sich ein Spielzeug aussuchen dürfen im Vorfeld eines Besuches, dass „versteckt“ wird. Und damit nicht geteilt werden muss.
Mit diesem guten Gefühl für Junior, dass er eben nicht seine größte Kostbarkeit teilen muss, ging das mit dem gemeinsamen Spielen gleich schon viel besser.
Kleinkind-Satz 5: „Warum ist das so, Mama?“
Zum Schluss widme ich mich hier einer Phase, die ich natürlich habe kommen sehen. Nur nicht so früh.
Juniors erste neugierige Fragen danach, warum denn etwas so ist wie es ist, fand ich zuckersüß. Schleichend mehrten sich jedoch sowohl die Anzahl des W-Wortes selbst als auch die Hartnäckigkeit meines Kindes beim Nachhaken. Bei manch vermeintlich einfacher Kleinkind-Frage stieß ich bereits an die Grenzen meines Wissenshorizonts. Was bei etwa 37 Warum-Fragen täglich für jede Menge Mama-Hirnfutter sorgt.
Neben dem rasanten Ausbau meiner geistigen Fähigkeiten konnte ich der verfrühten Warum-Phase im Hause Patschehand noch etwas abgewinnen. Schließlich ermöglichen die vielen Fragen mir einen so bisher nie dagewesenen Einblick ins Köpfchen meines kleinen Kindes. Das ist spannend!
Nur manchmal wünschte ich mir, dass mein Junior seine Neugier besser zügeln könnte. Oder was würdet ihr beim Einkauf von Toilettenpapier antworten, wenn euer Nachwuchs euch fragt: „Warum kackerst du viel, Mama?“
Noch immer nach einer vernünftigen Antwort auf diese Frage suchend, grüßt euch
eure Jana